Bonn: Häkeln als Erinnerung an Edith Stein

Bonn: Häkeln als Erinnerung an Edith Stein


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„Wir sind zwar Omas – aber keine Häkelomas“ Bonnerinnen häkeln Rosen gegen das Vergessen Bonn · Auf dem Brüser Berg trifft sich jede Woche eine Gruppe von Frauen, um rote Rosen zu häkeln.


Die stellen sie später an Orten mit NS-Geschichte aus. Warum engagieren sich die Frauen gegen das Vergessen?


22.05.2025 , 13:57 Uhr Verica Dominic-Bernards, Margret Debrus, Ursula Tubbesing, Karin Thielert (v.l.) treffen sich in der Gemeinde, um gemeinsam zu häkeln.


Foto: Johanna Bock Wegweisende Persönlichkeiten Nach diesen Menschen sind die Hardtberger Straßen benannt Die Installation entstand bereits an anderen Orten, unter anderem an der ehemaligen


NS-Ordensburg Vogelsang, die den Nationalsozialisten zur Schulungsstätte für den Führungsnachwuchs der NSDAP diente. Karin Thielert hat durch Zufall von dem Projekt erfahren und begann, die


Häkeltreffs regelmäßig zu besuchen. „Das Häkeln konnte ich schon vorher“, sagt Thielert, während sie einen weiteren Häkelstreifen fertigstellt. „An einem Tag, an dem ich nicht viel zu tun


habe, könnte ich acht, neun Rosen fertigkriegen“, meint Brigitte Connemann. Die werfe sie den anderen Frauen dann manchmal in den Briefkasten, damit sie sie zusammennähen. Dabei sehen die


Blumen immer ein wenig unterschiedlich aus, da habe jeder seine eigene Art. Die Gruppe lädt auch Menschen ohne Häkelkenntnisse ein, denen sie das Häkeln gerne beibringen.


Das Häkelprojekt ist ökumenisch organisiert „Erzähl uns, wie es weitergeht“, würden viele sagen, denen Debrus von dem Projekt erzählt. Aus allen möglichen Orten würden die Menschen


mithäkeln, oder Wollreste spenden. Die gesamten Gemeinden im Bonner Nordwesten, aber auch die evangelische Gemeinde St. Johannis seien involviert. Ganz bewusst ist das Projekt ökumenisch


organisiert.


Debrus stellt klar: „Wir sind zwar Omas, aber keine Häkelomas.“ Die Frauen schmunzeln. Sie machen sich viele Gedanken über ihre Beweggründe, wöchentlich hier im Gemeindesaal


zusammenzukommen. Es sei wichtig, Verbundenheit zu schaffen, findet Ursula Tubbesing. Auch wenn es eine vergleichsweise harmlose Art sei, Erinnerungskultur zu fördern. Die NS-Zeit dürfe man


weder vergessen noch verdrängen. „Das ist ein Thema, dass sich nicht von Deutschland trennen lässt“, findet Margret Debrus. Dabei müsse man keine Schuldgefühle haben, aber dennoch aus der


Geschichte lernen.


Verica Dominic-Bernards sagt: „Es ist wichtig, dass es solche Orte des Engagements gibt“, dadurch entstünden persönliche Begegnungen. Die Gemeinschaft funktioniere sehr gut auf dem Brüser


Berg. Die Runde stimmt ihr zu. Margret Debrus ergänzt: „Hier im Ort können wir wirklich glücklich sein. Ich bin ganz stolz, dass das so harmonisch läuft“. Sie alle engagieren sich


ehrenamtlich neben dem Projekt, in einer Kinderkleiderstube, der internationalen Frauenrunde oder auch bei der Hausaufgabenhilfe.


Der Auftakt des Projekts soll anlässlich zum Todestag von Edith Stein am 9. August 2025 stattfinden, mit einem vielseitigen Programm. Was nach der Installation im Bewusstsein der


Besucherinnen und Besucher bleiben soll? Karin Thielert meint: „Sich zu fragen, was wollen die mir eigentlich sagen? Sich mit dem Thema beschäftigen. Das wäre ja schon was.“


Die Häkeltreffs finden bis zum Beginn der Sommerferien wöchentlich dienstags von 17 bis 19 Uhr in der Gemeinde St. Edith Stein statt. Eine Anmeldung ist nicht notwendig.