Woher rührt die verunsicherung der eltern? Es fehlt an werten - news4teachers

Woher rührt die verunsicherung der eltern? Es fehlt an werten - news4teachers


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Ein Kommentar von ANDREJ PRIBOSCHEK. Mitunter ist es interessant, Nachrichten miteinander zu verknüpfen, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Da heißt es in einer


aktuellen tiefenpsychologischen Studie, nicht die Schule überfordere Kinder – sondern Eltern, und zwar bestimmte: verunsicherte und verängstigte. Deren Kinder erlebten die Welt als zunehmend


brüchig; sie würden oft in die Rolle der Therapeuten ihrer Väter und/oder Mütter gedrängt. Ein anderer aktueller Bericht auf News4teachers trägt die Überschrift: „Grundschul-Empfehlungen


bringen immer mehr Eltern in Rage.“ Tatsächlich nimmt der Kampf so mancher Erziehungsberechtigter um eine Gymnasialempfehlung für ihr Kind bizarre Züge an. Meine These lautet: Wir sehen hier


zwei Seiten derselben Medaille. Offenbar gibt es in der Gesellschaft einen wachsenden Kreis von Menschen, die ihre persönlichen Abstiegs- und Versagensängste auf ihre Kinder projizieren.


Und für die eine Welt zusammenbricht, wenn der Nachwuchs nicht auf einem geraden und vermeintlich sicheren Weg über Abitur und Studium auf einen Managerposten oder eine Stelle als Oberarzt


gleitet. Das scheint zunächst nicht verwunderlich zu sein. Menschen, die in der Wirtschaft täglich ihren Mann oder ihre Frau stehen müssen, die dem enormen Druck unserer


Leistungsgesellschaft ausgesetzt sind und die von Arbeitslosigkeit bedroht sind, möchten eben nicht, dass ihre Kinder Gleiches erleben müssen – könnte man meinen. Andererseits befinden wir


uns, mal ehrlich, in einem der reichsten Länder der Erde mit vielerlei Möglichkeiten für junge Menschen, in den Beruf zu finden und ein selbstbestimmtes , ja glückliches Leben zu führen. Was


sollen denn Eltern in Griechenland, Italien oder Spanien sagen – mit Jugendarbeitslosenquoten um die 70 Prozent? Natürlich hat Angst nicht immer etwas mit einer realen Bedrohung zu tun. Die


um sich greifende Verunsicherung vieler Eltern hierzulande scheint mir denn auch aus einer anderen Quelle gespeist zu werden: einem zunehmenden Verlust an Werten. In einem Land, in dem


Religion zunehmend egal ist – außer für Moslems –, in dem Mitmenschlichkeit scheinbar kaum mehr zählt (die höchsten Einschaltquoten erzielen Fernsehshows wie Dschungelcamp oder DSDS, in


denen Menschen vorgeführt werden), in dem Politiker alle als doof oder korrupt oder beides wahrgenommen werden – und damit natürlich auch die Politik –, in einem solchen Land klammert man


sich eben an vermeintlich Beständiges wie formale Bildung. In einem solchen Land erlebt auch Latein einen Boom, obwohl der Sinn dieses Faches sich nicht unmittelbar erschließt. In einem


solchen Land ist auch das Gymnasium erste und einzige Wahl, obwohl man eigentlich lieber G9 für sein Kind hätte und einen neunjährigen Bildungsgang zum Abitur über die Realschule oder die


Gesamtschule auch wunderbar erreichen könnte. Was lässt sich gegen diese unter Erwachsenen grassierende Unvernunft tun? Kinder bilden, und zwar mit Verstand _und_ Herz, Kinder stärken,


Kindern Optimismus mit auf den Weg geben. Dann werden sie ihren schon finden. ZUM BERICHT: GRUNDSCHUL-EMPFEHLUNGEN BRINGEN OFFENBAR IMMER MEHR ELTERN IN RAGE