Russland: spiegel-kolumnist mikhail zygar in abwesenheit verurteilt

Russland: spiegel-kolumnist mikhail zygar in abwesenheit verurteilt


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------------------------- * * * X.com * Facebook * E-Mail * * * X.com * Facebook * E-Mail * Messenger * WhatsApp * Ein Gericht in Moskau hat den bekannten russischen Journalisten Mikhail


Zygar in Abwesenheit zu achteinhalb Jahren Haft in einer Strafkolonie verurteilt. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Zygar soll sich dem Urteil zufolge der wissentlichen


Verbreitung falscher Informationen über die russische Armee schuldig gemacht haben. Der Journalist hatte Russland bereits im Februar 2022 verlassen, nachdem Präsident Wladimir Putin seinen


Angriffskrieg gegen die Ukraine gestartet hatte. Im April war Zygar, der seit Kriegsbeginn eine wöchentliche Kolumne für den SPIEGEL schreibt, in Russland zur Fahndung ausgeschrieben worden.


Sollte er in das Land zurückkehren, werde er direkt in die Strafkolonie überführt, hieß es nun. Die Anklage geht den Angaben zufolge auf einen Instagram-Beitrag aus dem Jahr 2022 zurück, in


dem Zygar über Verbrechen der russischen Streitkräfte in der ukrainischen Stadt Butscha berichtet hatte. Die Ukraine und ihre westlichen Unterstützer werfen Moskaus Truppen vor, bei ihrem


Rückzug aus dem Ort Gräueltaten begangen und Hunderte Zivilisten getötet zu haben. Der Kreml weist die Anschuldigungen zurück. »ZU WAHR UND ZU SCHMERZHAFT« Zygar ist ehemaliger Chefredakteur


des unabhängigen Senders Doschd und wurde 2022 in Russlands Liste der »ausländischen Agenten« aufgenommen. Er selbst hatte bereits nach Bekanntwerden des Strafverfahrens bekräftigt, sich


nicht vom Kreml einschüchtern lassen zu wollen. »Ich werde für meine Worte, für meine Texte, für meine Bücher verfolgt«, schrieb er in seiner SPIEGEL-Kolumne. »Offenbar sind sie zu wahr und


zu schmerzhaft für den russischen Staat, die Beamten und Propagandisten.« Russland geht seit Beginn des Krieges verstärkt gegen Kritiker vor, die es als gefährliche Abweichler ansieht.


Anfang Juli wurde die in Moskau geborene amerikanische Journalistin Masha Gessen von einem russischen Gericht in Abwesenheit zu acht Jahren Gefängnis verurteilt, weil sie in einem


YouTube-Interview mit einem beliebten russischen Blogger Bemerkungen über Butscha gemacht hatte. In der vergangenen Woche wurde der bekannte »Wall Street Journal«-Reporter Evan Gershkovich


in Russland wegen angeblicher Spionage zu 16 Jahren Haft verurteilt, am Montag die US-russische Journalistin Alsu Kurmasheva in einem Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu


sechseinhalb Jahren Haft. Beide Journalisten bestreiten die gegen sie erhobenen Vorwürfe. Die Verfahren gelten als politisch motiviert. sak/Reuters