Honda unibox: radikal reduziertes fahrzeug mit sechs rädern

Honda unibox: radikal reduziertes fahrzeug mit sechs rädern


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------------------------- * * X.com * Facebook * E-Mail * * * X.com * Facebook * E-Mail * Messenger * WhatsApp * Dieser Beitrag stammt aus dem SPIEGEL-Archiv. Warum ist das wichtig? Dass


Architekten Autos entwerfen, kommt immer mal wieder vor. Doch nur selten versuchen sich Autoentwickler an Architektur. So wie Osamu Akimoto, der bei Honda das Projekt Unibox verantwortete,


das 2001 auf der Tokio Autoshow für Erstaunen sorgte. Das Konzeptfahrzeug sieht aus wie das Modell eines modernen Bürohauses, das auf sechs Räder gestellt wurde. Man steht davor und staunt -


auch weil man an vielen Stellen rein- oder durchgucken kann, denn das eckige Aluminium-Gerüst, das auf einer komplett ebenen Bodenplatte steht, ist von innen und außen mit vielen,


durchsichtigen Polycarbonat-Paneelen beplankt. Fotostrecke Honda Unibox: Wunderlicher Würfel Foto: Honda An die klassischen Proportionen eines Autos - ob Limousine, Coupé oder Kombi -


erinnert beim Honda Unibox nichts mehr. Das Gefährt ist eine einzige optische Antithese zu Geschwindigkeit, Eleganz und Windschlüpfigkeit. Aber darum ging es den Honda-Entwicklern auch


nicht, sondern ums Weiterdenken des Konzepts der individuellen Mobilität. Und in dieser Disziplin hat das Unibox-Unikat einiges zu bieten. Zum Beispiel Caixa, Mobimoba und i-Cargo. Das


klingt nach Pokémon-Kreationen, tatsächlich jedoch sind es drei Minimobile, die in den Hohlräumen der drei Türen des Unibox verborgen sind. Sie lassen sich herausnehmen und


auseinanderklappen - und dann kann's losgehen: Caixa und Mobimoba sind zwei Mini-Elektroroller, i-Cargo ist ein ebenfalls elektrisch angetriebener Einkaufswagen, der über einen


Peilsender verfügt und autonom Waren abholen und zum Unibox bringen kann. SECHS RÄDER UND ALLRADANTRIEB Die Akkus aller drei Elektrovehikel werden, wenn sie während der Fahrt des Unibox in


den Türen verstaut sind, über einen bordeigenen Generator aufgeladen. Der Unibox selbst wird von einem Hybridantrieb bewegt, per vorne quer eingebautem 1,5-Liter-Vierzylinder-Benziner sowie


einem Elektromotor, der an der Kurbelwelle vor dem Automatikgetriebe positioniert ist. Das Drehmoment wird an alle sechs Räder geleitet, wobei die hintere Doppelachse noch eine Besonderheit


aufweist: Denn hier übernehmen die Speichen der vier Räder die Dämpfungs- und Federungsfunktion. Fotostrecke Schönes Ding: Die skurrilsten Auto-Designstudien Foto: FCA Gesteuert wird der


weitgehend durchsichtige Unibox über einen Joystick, doch eigentlich wurde dieses Fahrzeug für den autonomen und vor allem unfallfreien Betrieb entworfen. Denn Knautschzonen oder andere


passive Sicherheitseinbauten gibt es nicht, mit Ausnahme eines Airbags außen an der Frontpartie, der Fußgänger im Falle einer Kollision schützen soll. Dass es gar nicht erst dazu kommt,


dafür soll ein Radar- und Kamerasystem sorgen, das den Container rundum überwacht und ihn so steuert, dass ein Sicherheitsabstand zu anderen Verkehrsteilnehmern eingehalten wird. UNTERWEGS


IM WOHNZIMMER Wenn sich das Gefährt selbstständig bewegt, kann der Cockpitmonitor, der sich vor dem Steuerjoystick befindet, eingeklappt werden, der Innenraum ist dann praktisch frei


konfigurierbar. Die vier Einzelsitze lassen sich auf mehreren im Parkett der Bodenplatte eingelassenen Aluschienen beinahe beliebig im Auto anordnen. Honda nannte den Unibox bei der


Vorstellung vor fünfzehn Jahren daher ein "Wohnzimmer auf Rädern". Der Unibox blieb ein Einzelstück. Und zugleich ein radikal neuer Ansatz, um knappen Verkehrsraum möglichst


effizient und intelligent auszunutzen. Nicht in zehn und auch nicht in zwanzig Jahren werden Autos so aussehen, doch wenn danach das autonome Fahren um sich greift, werden aus den


Limousinen, Coupés oder SUVs vielleicht tatsächlich rollende Container. Honda hätte dann schon mal eine Blaupause.