
Eastwooding: clint eastwood redet mit leerem stuhl
- Select a language for the TTS:
- Deutsch Female
- Deutsch Male
- Language selected: (auto detect) - DE
Play all audios:

------------------------- * * X.com * Facebook * E-Mail * * * X.com * Facebook * E-Mail * Messenger * WhatsApp * Dieser Beitrag stammt aus dem SPIEGEL-Archiv. Warum ist das wichtig? Es gibt
einen prominenten User mehr auf Twitter - den "Unsichtbaren Obama", erreichbar unter dem Namen @InvisibleObama . Sein Profilbild zeigt präzise, wie er aussieht: Es ist ein leerer
Stuhl. Schon eine Stunde nach Gründung des Accounts hatte er 20.000 Follower, bald dürften es doppelt so viele sein. Den Unsichtbaren überrascht das offenbar, denn "Du kannst nicht
folgen, was Du nicht siehst". Doch genau darum geht es: Der Account ist Teil eines neuen Internet-Phänomens, das Hollywood-Star Clint Eastwood auf dem Parteitag der Republikaner
unfreiwillig ins Rollen gebracht hat: "Eastwooding". Eastwood hielt eine skurrile Rede, um den Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney zu unterstützen. Immer wieder richtete er das
Wort an einen leeren Stuhl, der neben ihm auf der Bühne stand und auf dem ein imaginärer Barack Obama sitzen sollte. Eastwood warf dem Stuhl einiges vor, den Krieg in Afghanistan zum
Beispiel, oder dass er umweltschädigend mit dem Flugzeug durchs Land fliege, und er wies den Stuhl an, still zu sein: "Ich werde nicht den Mund halten, jetzt bin ich drin." Das hat
gewirkt, der Stuhl gab keine Antwort. Dafür aber der Schwarm im Netz: Nicht nur antwortete der Präsident Barack Obama selbst mit einem Tweet: Dieser Stuhl ist besetzt. Nein, es antworteten
auch viele User, auf Twitter, Facebook, Tumblr. Sie schufen ein neues Mem. SCHÖN ALBERN, ABER NOCH KEIN BRÜLLER Dabei bereichern immer mehr leere Stühle das Internet: User fotografieren ihre
unbesetzten Sitzmöbel und schreiben zum Beispiel dazu , sie hätten den Präsidenten getroffen. Die Beweisbilder dieser "Treffen" verbreiten sie unter dem Hashtag #eastwooding; sie
bearbeiten Fotos und basteln Collagen, ein ziemlicher Aufwand, um sich über Eastwoods merkwürdige Rede lustig zu machen. Auf der Website Buzzfeed ist unter dem neuen Stichwort eine Serie von
Fotos zu sehen, Menschen, die auf einen leeren Stuhl zeigen oder einen leeren Sessel oder eine leere Couch. Mashable berichtete sofort von dem neuen Internet-Phänomen, das sich in
rasanter Geschwindigkeit ausbreitete. Innerhalb weniger Stunden, während und nach dem Parteitag, wurde aus einem schrägen Vortrag das "Eastwooding", das sogar schon seinen eigenen
Eintrag auf knowyourmeme.com hat, dem Lexikon für Internet-Phänomene. Damit erfüllt das "Eastwooding" eine der Grundvoraussetzungen für ein Mem: Es hat sich schnell
hochgeschaukelt, ein User macht einen Witz, der nächste steigt ein und versucht, noch lustiger zu sein. Wobei das bisher nicht richtig funktionieren will: Zwar ist das
"Eastwooding" - wie es sich für ein anständiges Mem gehört - schön albern, aber echte Brüller sind die meisten Witze bisher nicht. Vielleicht, weil es noch ganz am Anfang steht -
das Phänomen ist ja noch nicht einmal einen Tag alt. So twitterte der unsichtbare Obama auf die laue Frage, welches sein Lieblingsfilm sei, schon fast erwartbar: "The Man Who
Wasn't There." Konkurrenz bekommt er übrigens von einem anderen Account, Clint's Empty Chair . Der allerdings ist auch nicht viel lustiger, solange er Sätze twittert wie
diesen: "Was Ihr nicht wisst: Sobald Eastwood und ich hinter der Bühne waren, hat er sich gleich hingesetzt." juh