
Ertrunkene muschelsucher: "wir können nicht davonlaufen"
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Peking/London - Die Mutter des ertrunkenen Guo Binglong sagte der Zeitung "China Daily", ihr Sohn habe sie vor seinem Tod noch mit einem Handy angerufen. "Er sagte, mir steht
das Wasser bis zum Hals", berichtete die 56-Jährige, die in Südchina lebt. Der vom Wasser Umschlossene soll auch den Grund für das Unglück genannt haben: Einer seiner britischen
Arbeitgeber habe sich mit der aufkommenden Flut um eine Stunde vertan. Ihr Sohn habe den Tod vor Augen gehabt, als er anrief, so die Chinesin. Er habe gesagt, sie könnten "unmöglich vor
dem Wasser davonlaufen". Guo Binglong gehörte zu einer Gruppe illegaler Einwanderer, die mit dem Muschelsuchen ihre Schulden bei den Menschenschmugglern abbezahlen wollten, die sie
nach England gebracht hatten. Die "China Daily" berichtet, die Chinesen hätten umgerechnet bis zu 30.000 Euro für ihre Einreise aufbringen müssen. Da sich die meisten das nicht
leisten konnten, sei ihnen das Geld zu extrem hohen Zinsen geliehen worden. Mit dem Lohn für die Muschelsuche hätten die Einwanderer aus der Provinz Fujian versucht, diese Zinsen zu zahlen.
Der Vater des jüngsten Opfers, das erst 18 Jahre alt war, berichtete, wie froh sein Sohn über den neuen Job gewesen sei: "Zehn Tage vor dem Unglück rief er Zuhause an und berichtete, er
sei so glücklich, dass er endlich eine Arbeit als Muschelsucher gefunden habe", so der Mann. "Wir hätten niemals gedacht, dass ihn diese Arbeit von uns reißen würde."