Norwegen: Bombenexplosion erschüttert Zentrum von Oslo - DER SPIEGEL

Norwegen: Bombenexplosion erschüttert Zentrum von Oslo - DER SPIEGEL


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Oslo - Fenster zersplitterten, Trümmer häufen sich im Regierungsviertel: Im Zentrum der norwegischen Hauptstadt Oslo hat es eine heftige Explosion gegeben - sie wurde nach Angaben der


Polizei durch eine Bombe verursacht. Die Behörden vermuten, dass es sich um einen Terrorangriff handelte.


Zwei Menschen wurden bei der Explosion getötet, bestätigte die Polizei. 15 weitere seien verletzt worden. Die Zeitung "Dagbladet" meldet, auf den Straßen lägen verletzte Menschen, viele


bluteten schwer. Es liefen völlig verstörte Menschen umher, einige seien blutverschmiert, schreibt die Zeitung "Aftenposten".


"Alle haben geweint, viele versuchten hektisch, jemanden per Handy zu erreichen", sagte ein Augenzeuge, der nach eigenen Angaben in der Nähe der Explosion war, dem Sender CNN. Die Straße sei


zum Zeitpunkt der Detonation sehr voll gewesen.


Über dem Regierungsviertel hängt eine Rauchwolke. Es herrsche Chaos, berichten Augenzeugen. Die Rettungskräfte haben es schwer, über die Trümmer in diesen Bereich Oslos zu gelangen. Die


Innenstadt ist vollständig abgeriegelt. Die Beamten baten die Menschen, das Zentrum zu verlassen.


Mehrere Regierungsgebäude wurden bei der Explosion beschädigt. Auch das Büro des Ministerpräsidenten Jens Stoltenberg wurde getroffen. Stoltenberg befinde sich aber in Sicherheit, sagte


Regierungssprecherin Camilla Ryste. Er habe sich zum Zeitpunkt der Explosion außerhalb von Oslo aufgehalten.


Am Hochhaus, in dessen Endetage Stoltenberg vor noch gar nicht so langer Zeit sein neugestaltetes Büro bezogen hat, sind fast alle Fenster zersprungen. Das Zentrum der Explosion, so wirkt es


auf Augenzeugen, scheint direkt im Regierungsgebäude gewesen zu sein.


"Das ist sehr ernst", beschrieb Stoltenberg in einem Telefonat mit dem Fernsehsender TV2 die Lage. Es sei zu früh zu sagen, ob es sich um einen Terroranschlag gehandelt habe. Auf Anraten der


Polizei wollte der Regierungschef nicht mitteilen, wo er sich aufhält. Er versicherte, alle Minister seines Kabinetts seien unversehrt.


Die Behörden befürchteten laut der norwegischen Zeitung "Aftenposten" zunächst weitere Bomben in der Nähe. Allerdings bestätigte sich dieser Verdacht bisher nicht.


In dem nahe gelegenen Öl- und Energieministerium soll nach der Explosion ein Feuer ausgebrochen sein. Die norwegische Zeitung "Dagbladet" berichtet, die Polizei habe am Unglücksort erklärt,


der Angriff sei wohl gegen das Öl- und Energieministerium gerichtet gewesen. Dem Minister geht es laut dem Rundfunksender NRK gut, aber er wisse nicht, wie es um seine Mitarbeiter stehe. Vor


dem Finanzministerium saßen laut der Boulevardzeitung "Verdens Gang" ("VG") mehrere blutüberströmte Personen. Eine Leiche sei mit einer blutigen Decke zugedeckt worden.


Das Gebäude von Norwegens meistgelesener Zeitung "Verdens Gang" wurde ebenfalls getroffen. Durch die Wucht der Detonation seien Fenster des Verlagsgebäudes sowie des nahe gelegenen


Regierungssitzes zerstört worden, sagte eine Journalistin des norwegischen Radiosenders NRK vor Ort. Das Büro der Zeitung wurde ebenso von der Polizei evakuiert wie der Hauptbahnhof.


Sollte es sich tatsächlich um einen Terroranschlag handeln, dürfte der Verdacht auf al-Qaida oder von dem Terrornetzwerk inspirierte Täter fallen. Die norwegischen Sicherheitsbehörden sind


sich seit Jahren bewusst, dass das Land zum Ziel von Terroristen werden könnte; erst vor wenigen Wochen wurde die Einschätzung erneuert, dass Anschläge im Land möglich seien.


Brynjar Lia, einer der führenden norwegischen Terrorismusexperten, sagte SPIEGEL ONLINE: "Dass die Explosion offenbar im Regierungsviertel stattfand, ist ein starker Hinweis darauf, dass es


sich um einen Terroranschlag handeln könnte."


Ein Grund für diese Einschätzung ist das Engagement des norwegischen Militärs in Afghanistan. Hinzu kommt aber ein zweiter: Al-Qaida macht in seiner Propaganda keinen großen Unterschied


zwischen den einzelnen skandinavischen Staaten - seit der Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen in einer dänischen Tageszeitung vor über fünf Jahren will al-Qaida in einem dieser Staaten


einen Racheanschlag durchführen.


Vergangenen Dezember sprengte sich in Stockholm ein Selbstmordattentäter in die Luft, außer ihm kam jedoch niemand ums Leben. In Dänemark gab es mehrere Attentatsversuche auf einen


Mohammed-Karikaturisten. 2009 plante ein mit al-Qaida kooperierender pakistanischer Top-Terrorist, Ilyas Kashmiri, Gerichtsdokumenten zufolge ein Massaker in Kopenhagen.


Wenn die Explosion vom Freitag tatsächlich auf al-Qaidas Konto geht, wäre es der erste Anschlag im Westen seit den Bomben in der Londoner U-Bahn 2005 - und der erste seit dem Tod Osama Bin


Ladens. Noch hat sich jedoch niemand zu der Tat bekannt.


In islamistischen Internetforen wurden die Nachrichten über eine Explosion im norwegischen Regierungsviertel von Anhängern al-Qaidas als "frohe Nachricht" bejubelt. "Euch bleibt nicht mehr


viel Zeit, eure Soldaten aus Afghanistan abzuziehen, oder ihr werdet Blut in den Straßen sehen", schrieb ein User.


Auch die schwedische Polizei ist inzwischen laut NRK in Alarmbereitschaft - bislang gebe es keine Grenzkontrollen, aber man sei in ständigem Kontakt mit der norwegischen Polizei.


Anschlag auf der Insel Utøya, westlich von Oslo: Einsatzkräfte gehen an Land, nachdem ein Attentäter in einem Ferienlager um sich geschossen hatte. Allein bei der Schießerei starben


mindestens 80 Menschen.


Bei einem Bombenanschlag in Oslo sind sieben Menschen getötet und 15 weitere verletzt worden. Die Explosion im Stadtzentrum beschädigte mehrere Regierungsgebäude, darunter ein Teil des Öl-


und Energieministeriums.


Aufnahmen wie diese zeigen schwere Zerstörungen an mehreren Gebäuden. An diesem Haus sind die Fensterscheiben geborsten, die unteren Etagen sind voller Scherben.


Zwischen Trümmerteilen vor dem Regierungsgebäude lagen Verletzte, die von Einsatzkräften versorgt wurden. Die Wucht der Explosion verbog ein Metallteil völlig. Durch herumfliegende


Glassplitter wurden offenbar viele Menschen verletzt.


Kurz nach der Explosion in Oslo eröffnete ein als Polizist verkleideter Mann in einem Sommerlager der sozialdemokratischen Jugendorganisation Norwegens auf der Insel Utøya das Feuer.


Die Sozialdemokraten stellen die Regierung, Ministerpräsident Jens Stoltenberg sollte am Samstag in dem Lager sprechen. Stoltenbergs Büro...


...liegt in einem Gebäude, das von dem Bombenanschlag betroffen war. Die Straßen waren voller Trümmerteile.


Diese Aufnahme zeigt das mutmaßliche Zentrum der Explosion aus der Nähe. Die Wucht der Detonation schleuderte offenbar Fensterrahmen und Einrichtungsgegenstände auf die Straße.


Etliche Fensterscheiben waren auch am Regierungsgebäude geborsten, teils hingen die Fensterrahmen nur noch lose in den Angeln. Dort hat auch Ministerpräsident Jens Stoltenberg sein Büro.


Im Öl- und Energieministerium brannte es einige Zeit. Viele Menschen telefonierten, um Angehörigen und Freunden zu sagen, dass sie unverletzt blieben. Zeitweise war das Mobilfunknetz


überlastet.


Aus dem beschädigten Ministeriumsgebäude stieg grauer Rauch auf.


Zeitweise war von der Straße zu sehen, wie Flammen in einem Teil des Gebäudes loderten.


Die Explosion hat schwere Schäden auch im Inneren des Gebäudes angerichtet.


Passanten halfen den Verletzten im Zentrum von Oslo. Im Hintergrund ist die Redaktion von Norwegens meistgelesener Zeitung "Verdens Gang" zu sehen. Auch dort sind Scheiben geborsten.


Ein Mann mit Schnittwunden sitzt auf dem Boden und lässt sich von Einsatzkräften helfen. Diese beiden Helfer sind offenbar Mitglieder der Militärpolizei.


Feuerwehr, Rettungskräfte und andere Helfer waren im Einsatz, um die Verletzten schnellstmöglich zu versorgen.


Dies ist einer der Eingänge zu dem Regierungsgebäude in Oslo. Das Ausmaß der Zerstörung lässt erahnen, wie heftig die Explosion gewesen sein muss.


Mitten im Regierungsviertel liegt ein völlig zerstörtes Autowrack. Ob das Fahrzeug irgendetwas mit dem mutmaßlichen Bombenanschlag zu tun hat, ist noch unklar.


Die Feuerwehr kümmert sich um ein beschädigtes Auto, das in der Nähe des Explosionsortes steht.


Zwischenzeitlich hieß es, es seien noch Menschen in den von der Explosion betroffenen Gebäuden eingeschlossen.


Am Abend ruhten sich Feuerwehrleute und Sanitäter nach dem kräftezehrenden Einsatz aus.


Die Explosion war so gewaltig, dass auch in anderen Straßen Fenster zu Bruch gingen.


Anschlag auf der Insel Utøya, westlich von Oslo: Einsatzkräfte gehen an Land, nachdem ein Attentäter in einem Ferienlager um sich geschossen hatte. Allein bei der Schießerei starben


mindestens 80 Menschen.


Zwischenzeitlich hieß es, es seien noch Menschen in den von der Explosion betroffenen Gebäuden eingeschlossen.