
Immo tommy: der gefährliche vertrauensbonus für gehypte influencer
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------------------------- * * * X.com * Facebook * E-Mail * * * X.com * Facebook * E-Mail * Messenger * WhatsApp * Aktionäre zählen in Deutschland immer noch zu den Exoten, die meisten
Menschen lassen ihr Geld lieber auf dem Sparbuch oder dem Tagesgeldkonto schlummern. Das ändert sich zum Glück immer mehr. Auch, weil Finanzinfluencer mit ihren Tipps zur Geldanlage viele
Leute aufgerüttelt und motiviert haben, sich um ihren Vermögensaufbau zu kümmern. Gerade unter jungen Menschen ist die Quote der Aktionäre stark gestiegen. Doch der Segen sozialer Medien wie
TikTok und Instagram, dank derer die Finanzbildung so breit gestreut und leicht verdaulich wird wie nie zuvor, kann schnell zum Fluch werden. In persönlichen Jahresrückblicken berichten
SPIEGEL-Redakteurinnen und -Redakteure, welche Texte sie 2024 besonders beschäftigt haben. Lesen Sie hier mehr Bei einer Recherche über den Immobilien-Influencer Immo Tommy trafen wir
Menschen, die einfach nur das Richtige tun wollten. Wohnungen als Kapitalanlage fürs Alter kaufen, ein passives Einkommen erwirtschaften. Nur wollten sie das große Geld viel zu schnell. Sie
ließen sich in Windeseile via Videocalls und WhatsApp teilweise Immobilien aufschwatzen, die sich hinterher als Desaster herausstellten, weil sie in einem schlechten Zustand waren, ihre
Finanzierung sich noch dazu als extrem nachteilig erwies. BLINDES VERTRAUEN Besonders erschreckend: Wie blind das Vertrauen in diesen Mann war, Immo Tommy, den keiner von ihnen persönlich
kannte. Weil ihm 1,1 Millionen Nutzer auf TikTok folgen, Hunderttausende auf Instagram, folgten sie seinen Tipps, dem Hype. Er stehe so prominent in der Öffentlichkeit, da könne er sich
nichts Negatives leisten, so glaubten viele. Obendrein lud der damalige Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) ihn mit anderen Influencern in sein Ministerium ein. Was viele als
Qualitätsbeweis verstanden. Diese lockere, kumpelhafte Sprache von Immo Tommy und seinen Vertrieblern, das persönliche Du, das machte sie für die Kunden derart nahbar, dass diese jegliche
Vorsicht ausblendeten. Immo Tommy klang eben nicht so öde und umständlich wie ein Vermögensberater oder ein Lehrbuch für den Immobilienkauf. Doch manche Dinge bleiben komplex, auch wenn sie
in einem 30-Sekunden-Videoschnipsel auf TikTok vergleichsweise simpel daherkommen. Besser wäre es gewesen, wenn sich die Nutzer nicht allein auf den Influencer verlassen hätten. Sondern die
Tipps von Immo Tommy zum Anlass genommen hätten, mit Freunden und Familie darüber zu sprechen, ein Buch in die Hand zu nehmen oder einen Termin mit einer Verbraucherzentrale zu vereinbaren.
Letzteres kostet zwar etwas Geld, aber es bietet sich an, lieber einmal ein paar Euro für seriöse Beratung auszugeben, statt am Ende mehrere Hunderttausend Euro in den Sand zu setzen, die
einen ruinieren können. Eine weitere Lehre aus dem Fall: Sobald ein Influencer selbst eigene Produkte oder jene aus seinem Netzwerk verkauft, verlässt er die Rolle des reinen Tippgebers. Es
geht ums knallharte Geschäft, um Profit. Völlig egal, ob es um Proteinshakes, Kryptowährungen oder Immobilien geht. Spätestens dann heißt es: Finger weg!