
Meinung: co2-budget: deutschland geht in den dispo
- Select a language for the TTS:
- Deutsch Female
- Deutsch Male
- Language selected: (auto detect) - DE
Play all audios:

------------------------- * * X.com * Facebook * E-Mail * * * X.com * Facebook * E-Mail * Messenger * WhatsApp * LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, Formulierungen, die ein Versprechen suggerieren,
dass dehnbar genug ist, um es nie wirklich einfordern zu können, sind bei wahlkämpfenden Politikern beliebt. Auch bei solchen, die gerade frisch ins Amt einsteigen. Auf der Präsentation des
Regierungsprogramms der Ampelkoalition im November benutzte Klimaminister Robert Habeck einen Wortlaut, der schon im Programm seiner Partei zur Bundestagswahl mehrmals aufgetaucht war: Mit
dem Koalitionsvertrag, befinde sich die neue Regierung »auf dem 1,5-Grad-Pfad«, so der Grüne. Man konnte schon damals ahnen, dass diese Ausdrucksweise zwar den Anschein erweckt, die
Regierungsvorhaben deckten sich mit dem Limit aus dem Pariser Klimavertrag, nachdem sich die Erde um nicht mehr als 1,5 Grad gegenüber vorindustrieller Zeit erwärmen soll – sich mit ihr aber
auch eine erkleckliche Zielverfehlung rechtfertigen ließe. Ein gutes halbes Jahr nachdem die Koalition ihre Arbeit aufgenommen hat, zeichnet sich nun immer deutlicher ab, dass letzteres
wohl der Fall sein wird. Mitte der Woche hat der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) der Bundesregierung eine neue Berechnung vorgelegt , aus der hervorgeht, dass die aktuelle
Klimapolitik Deutschlands wohl eher zu einem 1,75-Grad-Pfad führt. Jedenfalls dann, wenn man eine faire globale Lastenteilung beim Klimaschutz anstrebt. DEUTSCHLAND MÜSSTE SCHON 2031
KLIMANEUTRAL SEIN Möglich wird das durch die Berechnung eines sogenannten CO2-Budgets. Dieses gibt einen Richtwert an, wie viele Tonnen Treibhausgase die Weltgemeinschaft noch in die
Atmosphäre entlassen darf, ohne dass bestimmte Schwellen in der Temperaturentwicklung gerissen werden, das 1,5-Grad-Limit etwa. Diese vom Weltklimarat IPCC ausgewiesene Gesamtmenge lässt
sich dann etwa je nach Einwohnerzahl auch auf einzelne Länder herunterbrechen. Für Deutschland bleiben nach dieser Rechnung laut dem SRU noch 3,1 Gigatonnen CO₂ übrig, um zumindest eine
50-prozentige Chance zu haben, die 1,5-Grad-Schwelle nicht zu reißen. Nimmt man an, dass die Emissionen ab jetzt linear sinken würden, dürfte die Bundesrepublik netto schon 2031 kein CO₂
mehr ausstoßen. Man kann ganz nüchtern festhalten, dass dieses Ziel nie und nimmer erreicht werden wird. Zum Vergleich: Aktuell plant die Bundesregierung im Jahr 2045 klimaneutral zu sein
und auch dieses Vorhaben klappt nur, wenn die Energiewende bei Strom, Wärme und Verkehr wie am Schnürchen läuft. Die Deutschen werden also in den Klimadispo gehen – die weltweiten Ziele
werden sich nur halten lassen, wenn andere Länder deutlich weniger Treibhausgase ausstoßen, als ihnen nach der Budgetberechnung eigentlich noch zustehen würden. VERSCHLEPPTE ENERGIEWENDE ALS
URSACHE Aus den Zahlen der Regierunsgberater geht immerhin hervor, dass Deutschland gerade eben so seinen Beitrag zu einer Marke von 1,75 Grad Erwärmung schaffen könnte – womit die Politik
immerhin noch das harte Pariser Limit einer Begrenzung der Erderwärmung auf »deutlich unter zwei Grad« halten würde. »Deutschland muss von allen fossilen Energieträgern unabhängig werden,
nicht nur von denen aus Russland«, sagt Wolfgang Lucht, Leiter der Abteilung für Erdsystemanalyse am Potsdam Institut für Klimafolgenforschung und Mitglied im Rat »Das noch verbleibende
CO2-Budget schmilzt rapide. Dies ist vor allem eine Folge der zuletzt verschleppten Energiewende in Deutschland.« _Wenn Sie mögen, informieren wir Sie einmal in der Woche über das Wichtigste
zur Klimakrise – Storys, Forschungsergebnisse und die neuesten Entwicklungen zum größten Thema unserer Zeit. Zum Newsletter-Abo kommen Sie hier._ DIE THEMEN DER WOCHE Grönland und die
Erderwärmung: Kaum noch Hoffnung für Gletscher, etwas Hoffnung für Eisbären Dänische Forscher haben 20.000 Gletscher im Norden Grönlands untersucht – die Ergebnisse sind niederschmetternd.
Dafür machte ein Team im Südosten der Insel eine erfreuliche Entdeckung. Abgasnorm Euro 7: Sauberer Tod für Benzin und Diesel Vor dem Abschied vom Verbrennungsmotor will die EU noch eine
letzte, strengere Abgasnorm durchsetzen: Euro 7. Wie sich diese erfüllen lässt und welche Technik nun noch für das Auslaufmodell entwickelt wird. Linker Premier kündigt an: Australien
verschärft die Klimaziele bis 2030 Australiens neue Regierung hat die Klimaschutzziele ihrer Vorgänger deutlich nach oben korrigiert. Bis 2030 will das Land seinen CO₂-Ausstoß um mehr als 40
Prozent senken. Vorschlag von CDU-Landeschef Baldauf: Ölkonzerne sollen Übergewinne verpflichtend in Klimaschutz investieren Ölkonzerne, die besonders Kasse machen, sollen ihre Übergewinne
in Klimaschutz investieren – notfalls auch durch Zwang. Das schlägt der rheinland-pfälzische CDU-Chef Christian Baldauf vor. Mehrheit gegen Klimalabel für Atomkraft und Gas: EU-Vorschlag zur
Taxonomie fällt überraschend durch Parlamentarier in Brüssel stimmen in einer Ausschusssitzung dagegen, dass Erdgas und Atomkraft als klimafreundlich gelten darf. Schon Anfang Juli könnte
von der Leyens Vorschlag endgültig kippen. E-Mobilität in Amerika: Wie VW den US-Markt zurückerobern will Nach Dieselskandal und gescheiterter Produktpolitik geht Volkswagen in den USA mit
dem Bau von E-Autos in die Offensive. Hat der Angriff auf Tesla eine Chance? Bleiben Sie zuversichtlich, _Ihr Kurt Stukenberg_