
Sibirien: grösster ölunfall nördlich des polarkreises aus dem all zu sehen
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Kraftwerkbetreiber versuchte offenbar, den Vorfall zu vertuschen. Doch wenn 20.000 Tonnen Diesel in einen Fluss strömen, lässt sich das selbst in entlegenen Gebieten wie Sibirien nicht
verbergen. Satellitenaufnahmen zeigen das Ausmaß der Verschmutzung, die als die bisher größte Katastrophe dieser Art nördlich des Polarkreises gilt. Bei dem Unfall waren Ende Mai 20.000
Tonnen Diesel aus einem defekten Tank eines Kraftwerks in den Fluss Ambarnaja geströmt. Der Kreml erfuhr erst Tage später von dem Zwischenfall. "Sollten wir über die Notsituation aus
den sozialen Medien erfahren? Geht es Ihnen dort noch gut?", kritisierte Präsident Wladimir Putin den Kraftwerkbetreiber scharf. Der Gouverneur der betroffenen Region Krasnojarsk habe
von dem Vorfall erst erfahren, nachdem im Internet Videos des verschmutzten Flusses aufgetaucht waren. Nun hat die Europäische Weltraumorganisation (Esa) Satellitenbilder veröffentlicht, die
das Ausmaß der Katastrophe dokumentieren. Links im Schiebebild ist der Fluss Ambarnaja am 23. Mai zu sehen, rechts am 31. Mai - zwei Tage nachdem das Leck an dem Tank entstanden war. Der
Treibstoff färbte das Wasser über Kilometer rötlich. Eine weitere Aufnahme vom 1. Juni, zeigt, wie der Diesel den Fluss entlangtrieb. Die Verschmutzung ist für die Region verheerend. Die
Tundra-Landschaft kann sich wegen ihrer kurzen Vegetationszeit kaum regenerieren. Es dürfte Jahre dauern, bis sich die Natur wieder erholt hat. Um die Aufräumarbeiten zu beschleunigen, rief
Putin den nationalen Notstand aus. Das russische Bergbauunternehmen Nornickel, das auch der Mutterkonzern des Kraftwerkbetreibers NTEK ist, teilte mit, den Vorfall "rechtzeitig und
korrekt" gemeldet zu haben. Das Leck an dem Tank ist demnach entstanden, weil seine Stützen im Boden abgesackt waren. Der Oligarch Wladimir Potanin hat angekündigt, die Kosten für die
Aufräumarbeiten zu übernehmen, die auf umgerechnet mindestens 130 Millionen Euro geschätzt werden. Der mit geschätzten 25 Milliarden Dollar reichste Mann Russlands ist größter Eigentümer des
Konzerns Nornickel (bis 2016: Norilsk Nickel). Die Aufräumarbeiten laufen schleppend, weil der verschmutzte Ambarnaja-Fluss zu flach sei, um Lastkähne zu benutzen und der Ort nicht über
Straßen zu erreichen sei, teilten die Behörden mit. Bis Samstag wurden offiziellen Angaben zufolge 330 Tonnen Diesel aus dem verschmutzten Gebiet beseitigt. Inzwischen sind spezielle
Lastwagen im Einsatz, die besser für die Arbeit in der unwegsamen Landschaft geeignet seien, teilte der Zivilschutz der Region am Sonntag mit. Die erste Reinigung der verschmutzten
Naturgebiete soll etwa zwei Wochen dauern. 14.000 Quadratmeter des verunreinigten Bodens sollen bearbeitet werden. Durch spezielle Ölsperren sei aber eine weitere Ausbreitung der Giftstoffe
bislang vermieden worden, sagte die Leiterin der Umweltaufsicht, Swetlana Radionowa der Agentur Tass. Die Absperrungen seien wirksam, um den Stoff genau zu lokalisieren. Wie es zu dem
Unfall kommen konnte, ist unklar. Die Geschäftsführer von Nornickel vermuten, dass der Klimawandel eine Rolle spielen könnte. "Infolge der ungewöhnlich hohen Temperaturen ist
möglicherweise der Permafrostboden aufgetaut und das hat zur Absenkung der Stützen geführt, auf denen der Treibstofftank steht", heißt es in einer Erklärung. IM VIDEO: LUFTAUFNAHMEN
ZEIGEN UMWELTZERSTÖRUNG Umweltschutzorganisationen werfen dem Unternehmen dagegen Versäumnisse vor (Mehr dazu lesen Sie hier.) Der Speichertank stammt noch aus Sowjetzeiten und wurde seit
den Achtzigerjahren nicht ausgewechselt. Inzwischen wurde der Kraftwerksleiter festgenommen. Der Unfall gilt als die größte Katastrophe dieser Art nördlich des Polarkreises in der Geschichte
der Menschheit. Vergleichbar ist er mit der Havarie des Öltanks Exxon Valdez vor Alaska 1989, der allerdings weiter südlich stattfand. Bereits vor vier Jahren war es in einem von Nornickel
betriebenen Werk zu einem Schadstoffunfall gekommen, bei dem ein anderer Fluss in der Region massiv verschmutzt wurde. Gegen den Konzern wurde damals eine Geldstrafe von umgerechnet weniger
als tausend Euro verhängt. koe/dpa