
Kohlendioxid: Rekordemissionen durch Waldbrände auf der Nordhalbkugel - DER SPIEGEL
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Die verheerenden Waldbrände in verschiedenen Regionen der nördlichen Hemisphäre haben in diesem Jahr Kohlenstoffemissionen in Rekordhöhe verursacht. Dem
Copernicus-Atmosphärenüberwachungsdienst der EU zufolge lag der Kohlenstoffausstoß seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2003 noch nie so hoch wie im Juli und August dieses Jahres.
Laut den Schätzungen wurden im Juli weltweit infolge von Bränden 1258,8 Megatonnen Kohlendioxid (CO₂) freigesetzt. Im August waren es sogar 1384,6 Megatonnen. »Außergewöhnlich waren die hohe
Anzahl der verschiedenen Brände, ihre Größe sowie die anhaltend hohe Intensität«, sagte Mark Parrington, Waldbrandexperte des Copernicus-Programms.
Für ihre Schätzungen werten die Wissenschaftler Satellitenbilder von aktiven Bränden aus. Dabei wird der Hitzeausstoß gemessen, aus dem sich Rückschlüsse auf die Emissionen ziehen lassen.
Mehr als die Hälfte des emittierten Kohlenstoffs im Juli und August wurde demnach durch Brände in Nordamerika und Sibirien freigesetzt.
Allein in Russland gelangten von Juni bis August 970 Megatonnen CO₂ in die Atmosphäre. Der größte Teil davon entfiel auf das Gebiet Jakutien im nordöstlichen Sibirien und den Autonomen
Bezirk der Tschuktschen. Aber auch in der Arktis wüteten heftige Feuer.
20. September 2021: Einsatz der Feuerwehr im Sequoia National Forest in den USA
Laut Parrington brannten die Brände in Jakutien seit Juni und ließen erst Ende August langsam nach. »Wir beobachteten noch Anfang September manche Brände in der Region.« Ähnlich sei es in
Nordamerika. »Kanada, Kalifornien, der pazifische Nordwesten, überall wüten riesige Waldbrände – teilweise immer noch –, und dass bereits seit Ende Juni, Anfang Juli.«
Im Norden Kaliforniens gab es mit dem sogenannten Dixie-Feuer einen der schwersten Brände in der Geschichte des Bundesstaates. Die Verschmutzung durch die anhaltenden, intensiven Feuer dort
hätten die Luftqualität Tausender Menschen in der Region beeinträchtigt, heißt es von den Copernicus-Fachleuten.
Die Rauchschwaden der Brände in Sibirien und in Nordamerika zogen teils über den Atlantik und erreichten Ende August die Britischen Inseln und Europa. Gleichzeitig sorgte ebenfalls über den
Atlantik ziehender Saharastaub für hohe Luftverschmutzung in der Region.
Europa war aber auch direkt von Bränden betroffen – insbesondere der Mittelmeerraum. Während der lang anhaltenden Hitzewelle in der Region seien die Daten zur täglichen Feuerintensität in
der Türkei auf nie zuvor gemessene Level gestiegen, heißt es vom Copernicus-Programm.
Schwere Waldbrände gab es zudem in Griechenland, Italien, Albanien, Nordmazedonien, Algerien und Tunesien. Im August trafen die Feuer auch die Iberische Halbinsel. In großen Teilen von
Spanien und Portugal brannte es, allen voran in der Region bei Navalacruz in der Provinz Ávila, westlich von Madrid.
20. September 2021: Einsatz der Feuerwehr im Sequoia National Forest in den USA