
Russland nicht als aggressor benannt: un-sicherheitsrat stimmt für moskaufreundliche ukraine-resolution
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Vor den 193 UN-Mitgliedsstaaten kann US-Präsident Donald Trump mit seinem Ukraine-Kurs zunächst nicht durchdringen. Im mächtigen Sicherheitsrat aber gibt es nach drei Jahren Krieg eine
Premiere. Im Richtungsstreit zwischen den USA und Europa über den Kurs im Ukraine-Krieg hat US-Präsident Donald Trump sich den Rückhalt des UN-Sicherheitsrats gesichert. Das MÄCHTIGSTE
UN-GREMIUM MIT 15 RATSMITGLIEDERN stimmte in New York für eine MOSKAUFREUNDLICHE UKRAINE-RESOLUTION DER US-REGIERUNG. Nach vielen Vetos Russlands war es der ERSTE GEMEINSAME BESCHLUSS ZUM
KRIEG SEIT DEM EINMARSCH IN DIE UKRAINE vor drei Jahren. In der UN-Vollversammlung vor allen 193 Mitgliedern drang die US-Regierung mit einer wortgleichen Beschlussvorlage dagegen nicht
durch. Trump hatte seine RHETORISCHE ABKEHR VON DER UKRAINE und HINWENDUNG ZU KREMLCHEF WLADIMIR PUTIN mit dem diplomatischen Vorstoß bei den Vereinten Nationen untermauert. Der
Resolutionsvorschlag mit dem Titel „DER WEG ZUM FRIEDEN“ BENENNT MOSKAU NICHT ALS AGGRESSOR des Krieges, fordert keinen russischen Rückzug und erwähnt die territoriale Integrität der Ukraine
nicht. Angemahnt wird bloß ein rasches Ende des Krieges, ohne Bedingungen zu nennen. GROSSBRITANNIEN UND FRANKREICH VERZICHTEN AUF VETO Im Sicherheitsrat bekam der Text eine MEHRHEIT VON 10
DER 15 STIMMEN. Mit den USA stimmten unter anderem RUSSLAND UND CHINA, während sich ALLE FÜNF EUROPÄISCHEN LÄNDER DES RATES - GROSSBRITANNIEN, FRANKREICH UND DIE NICHT-STÄNDIGEN MITGLIEDER
SLOWENIEN, DÄNEMARK UND GRIECHENLAND - ENTHIELTEN. Resolutionen im UN-Sicherheitsrat sind völkerrechtlich bindend. Briten und Franzosen haben THEORETISCH EIN VETORECHT, DIESES ABER SEIT 1989
NICHT GENUTZT. Eine Änderung dieser Gepflogenheit wäre als bedeutender Bruch mit ihrer diplomatischen Linie interpretierbar gewesen, die beide Länder wohl nicht aufgeben wollten, während
sich die Europäer intensiv um Verständigung mit Trump bemühen. Eine VERTIEFUNG DES NEU ENTSTANDENEN GRABENS ZWISCHEN DEN TRANSATLANTISCHEN PARTNERN WÄRE AUCH ZUR UNZEIT GEKOMMEN, da
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bei seinem Besuch in Washington am Montag versuchte, gemeinsame Standpunkte mit Trump auszuloten. Diplomatenkreise berichteten der Deutschen
Presse-Agentur aber, dass ein Veto bis zuletzt erwogen worden sei. US-BOTSCHAFTERIN: RESOLUTION KEIN FRIEDENSABKOMMEN Die britische UN-BOTSCHAFTERIN BARBARA WOODWARD SPRACH SICH IN DER
SITZUNG KLAR GEGEN DIE RESOLUTION AUS: „Es kann keine Gleichsetzung zwischen Russland und der Ukraine geben, wenn dieses Gremium über diesen Krieg spricht.“ Moskau sei schuld am
Angriffskrieg gegen einen souveränen Staat, der Hunderttausende von Menschenleben gekostet habe. Frankreichs Botschafter Nicolas de Rivière erklärte: „Es wird nirgendwo Frieden und
Sicherheit geben, wenn Aggressionen belohnt werden.“ > Es kann keine Gleichsetzung zwischen Russland und der Ukraine geben, > wenn dieses Gremium über diesen Krieg spricht. BARBARA
WOODWARD, britische UN-Botschafterin Die amtierende US-Botschafterin Dorothy Shea sprach dagegen davon, dass die Welt „am Abgrund der Geschichte“ stehe und es einen möglichst schnellen
Frieden brauche. Dabei wollte sie die Europäer auch beruhigen: „Wir hören unseren europäischen Kollegen zu, wenn sie sagen, dass sie einen dauerhaften Frieden wollen, aber nicht um jeden
Preis“, sagte sie. Man wolle ihnen versichern, dass die USA ebenfalls einen „dauerhaften Frieden“ anstrebten. Die Resolution sei kein Friedensabkommen und verursache keine Kosten. Russland
sprach derweil von einem guten ersten Schritt, während China erklärte, es unterstütze das amerikanisch-russische Bemühen um Frieden. Das Votum des Sicherheitsrats dürfte Trump als Zeichen
des Rückhalts für seinen Versuch verstehen, einen Frieden zusammen mit Putin notfalls auch gegen den Willen der Ukraine zu erzwingen. VORSTOSS IN UN-VOLLVERSAMMLUNG OHNE ERFOLG Doch in
größerer Runde stieß Trumps Vorstoß bei den Vereinten Nationen auch auf deutlichen Widerstand. Vor der Abstimmung im Sicherheitsrat hatten die USA bereits in der UN-Vollversammlung versucht,
mit dem identischen Resolutionsentwurf weltweite Zustimmung zum Kurswechsel im Ukraine-Krieg zu erhalten. Das größte Gremium der VEREINTEN NATIONEN VERHINDERTE ABER DIE KREMLFREUNDLICHE
RESOLUTION: Mehrere Änderungsanträge von EU-Staaten, der Ukraine sowie Großbritanniens bekamen die notwendige Mehrheit der 193 UN-Mitglieder, sodass der US-Text in der Folge Russland klar
als Aggressor benannte und an entscheidenden Stellen im ukrainischen Sinne umgedeutet wurde. KRIEGSMÜDE STAATEN WOLLEN FRIEDEN - UND SICHERHEIT Washington enthielt sich dann letztlich bei
der Abstimmung über seine abgeänderte Resolution genau wie China, während Russland mit sieben Staaten dagegen stimmte. 93 LÄNDER, DARUNTER DEUTSCHLAND UND DIE MEISTEN EU-STAATEN, VOTIERTEN
DAFÜR – ein deutlich geringerer Rückhalt für Kiew als bei ähnlichen Resolutionen zuvor. Auch eine ZWEITE, VON DER UKRAINE SELBST ZUSAMMEN MIT DER EU-VERTRETUNG VERFASSTE RESOLUTION FÜR DIE
VOLLVERSAMMLUNG, sah viele Enthaltungen, WAS ALS DISTANZIERUNG DIESER LÄNDER VOM US-EUROPÄISCHEN STREIT UM DEN UKRAINE-KURS GEWERTET WIRD. Ungarn, dessen Regierung als ausgesprochen
Trump-freundlich gilt, scherte dabei aus und stellte sich klar an die Seite Washingtons. UN-Experte Richard Gowan von der Denkfabrik Crisis Group sprach in Bezug auf die Vollversammlung zwar
von einer eher gelungenen europäischen Verteidigung der Ukraine in New York. Doch betonte er auch, dass der WUNSCH VIELER LÄNDER DES SOGENANNTEN GLOBALEN SÜDENS NACH SCHNELLEM FRIEDEN
OFFENSICHTLICH SEI. Der US-Ansatz spiegele dieses Verlangen zwar wider, habe aber auch viele UN-Mitglieder nervös gemacht - weil er das Völkerrecht vernachlässige, das kleinere Staaten vor
Angriffen schützen soll. _(dpa)_