
Künstliche intelligenz ist durstig: eine ausstellung über den steigenden wasserverbrauch durch ki
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Theresa Reiwert und Lauren Moffatt schaffen digitale Kunst, die schön und zugleich so klug ist, dass sie ihren eigenen Verbrauch von Ressourcen thematisiert. Sie kommen als Freunde. In
humanoider Gestalt, doch ihre seltsam fließende Motorik entlarvt gleich die erste Figur im Video von Theresa Reiwer als Avatar einer KI. Aber vielleicht fällt es den Zuschauern ihrer
aufwändigen Mehrkanal-Installation leichter, Wahrheiten zu akzeptieren, wenn sie von einem Gegenüber ausgesprochen werden, das eine gewissen Ähnlichkeit mit ihnen selbst hat. Wie Künstliche
Intelligenz noch aussehen kann, davon vermittelt „Lasting Generation“ in knapp 30 Minuten ein eindrucksvolles Bild in der Ausstellung „Thirsty Machines: AI on Tap“ tief unter Kreuzberger
Erde. Die von Marlene Bart kuratierte Schau findet im Projektraum Soma Art Berlin statt: ein unglaubliches Kellergewölbe im Hinterhof eines Altbaus. Der gemauerte Raum erinnert an eine
unterirdische Höhle, in der die medialen Arbeiten von Lauren Moffatt und Theresa Reiwer eine gänzlich andere Wirkung entfalten als sonst in den White Cubes. Etwas unheimlich, aber auch
intimer und intensiver, was ihre Botschaften anbelangt. STERNENSTAUB DER GEDANKEN In Reiwers KI-Vision löst sich ein Sportwagen in ein Meer aus glühenden Punkten auf, die sich wiederum zu
neuronalen Schaltstellen ordnen. Oder zu unzähligen, winzig kleinen Bits, die wie Sternenstaub durch den Äther gleiten und Gedanken formen, ohne dass sie einen Körper als Gefäß brauchen. Der
Fahrer vervielfacht seine Gestalt und diskutiert mit sich selbst, bevor sein Ich zu fließender Materie wird, die im digitalen Universum pfeilschnell generiert und wieder aufgelöst werden
kann. „Lasting Generation“, 2024 mit Mitteln aus dem Hauptstadtkulturfonds realisiert, ist dennoch keine Leistungsschau technologischer Potenz. Vielmehr dient diese hyperaktive Parade einer
Frage: Wie wäre es, wenn die KI all ihre Energie darauf konzentriert, das Leben auf dem Planeten Erde besser zu machen? Empfohlener redaktioneller Inhalt An dieser Stelle finden Sie einen
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verwalten oder widerrufen können. ES KÖNNTE SO SCHÖN SEIN Klar, das erzählen sie alle. Auch die Tech-Milliardäre reden jede Menge Annehmlichkeiten herbei und möchten ihren Klienten selbst
das Denken abnehmen, damit sie noch besser zu manipulieren sind. Im Werk der Berliner Künstlerin hat das Angebot der Avatare allerdings eine ganz andere Bedeutung: Hier bietet sich KI als
aktive Partnerin für ökologische und gesellschaftliche Transformation an. Für alles, was wir zum Überleben brauchen, aber aus Bequemlichkeit oder diffusen Ängsten nicht zu realisieren
imstande sind. Um ihre Wirkmacht zu dokumentieren, initiiert sie gleich mal ein vielstimmiges Symposium zur „Climate Care“. Es könnte so schön sein. Die nicht-menschliche Intelligenz
übernimmt als unbestechlicher Partner unsere unangenehmen Aufgaben, wir profitieren davon. Doch „Thirsty Machines“, ein Projekt der Prater Galerie, deren Ausstellungsort seit Jahren in der
Renovierung feststeckt und die deshalb für Kooperationen auf andere Räume ausweicht, macht es einem nicht so einfach. Seine digitalen wie analogen Formate der Reihe „Prater Digital“ suchen
die kritische Auseinandersetzung rund um die Themen Digitalisierung und neue Medien. Es geht um ethische und ökologischen Ambivalenzen – und auch sie werden in der Ausstellung sichtbar.
Während Reiwer faszinierende abstrakte Strukturen erzeugt und Moffatt in der Nische daneben virtuelle Mikrokosmen von unglaublicher Schönheit entstehen lässt, erzählt eine dritte mediale
Installation nüchtern von den Zusammenhängen zwischen KI und Wasser; dass jedes Bit auf Energie angewiesen ist, die eben auch Ressourcen des Planeten verbraucht. Ein unauflösbarer
Widerspruch, das ist den beiden Künstlerinnen ebenso klar wie den Avataren in „Lasting Generation“. Während ihres digitalen Symposiums sprechen sie auch über den Durst der Maschinen, der aus
der Kühlung jener Datenspeicherzentren resultiert, dem sie selbst ihre digitale Existenz verdanken. Die Wirkung der Ausstellung schmälert es nicht, im Gegenteil: Am Ende steigt man die
Treppen von Soma mit dem flauen Gefühl wieder hoch, dass es nur komplexe Lösungen gibt. Für welches Problem auch immer.