
Mariam lau stellt kanzler-biografie vor: die merz-kennerin glaubt nicht an eine zweite amtszeit
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Knapp einen Monat nach seiner Wahl zum Kanzler legt die „Zeit“-Journalistin Mariam Lau eine Biografie von Friedrich Merz vor. Sie bezweifelt, dass er länger als vier Jahre Kanzler bleiben
wird. Die Frage nach der Zukunft von Friedrich Merz stellt die moderierende „Spiegel“-Vize Melanie Amann zum Ende der Gesprächsrunde. Ob Merz eine zweite Amtszeit bekommen werde, will sie
wissen bei der Präsentation der neuen Kanzler-Biografie von „Zeit“-Korrespondentin Mariam Lau („Merz. Auf der Suche nach der verlorenen Mitte“, Ullstein). „Ich bin skeptisch. Ich glaube es
eher nicht“, sagt Lau, die Merz seit Jahren beobachtet und beschreibt, und die mit ihm mehrere Gespräche für dieses Buch geführt hat. So weit wagen sich weder der Historiker und
Christdemokrat Andreas Rödder („Diese Frage stellt sich nicht.“) noch Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther, CDU, („Ich beteilige mich an solchen Debatten nicht.“) hervor.
Eine gute Stunde lang versuchen sich Lau, Rödder und Günther am Mittwochmittag in Berlin an einer Merz-Exegese. Da geht es immer mal wieder um Merz und die Frauen, einem Thema, dem Lau in
ihrem kenntnisreichen, analytisch tiefen und doch unterhaltsamen Buch ein ganzes Kapitel widmet, oder etwa um das Verhältnis zur AfD. Merz verkörpere, sagt Rödder, das „Herzland der
rheinisch-westfälischen klassischen Christdemokratie“, jener alten Volkspartei. Im Gegensatz zu Rödder, der den Begriff der politischen Mitte für untauglich hält, sieht Günther den
Bundeskanzler in der „Mitte der CDU“. Lau widerspricht Rödder, zeigt sich „dankbar, dass wir noch so viel Mitte in Deutschland haben“. Merz habe zu jener Mitte „ein genießerisches
Verhältnis“. Sie solle „da sein, wenn man sie braucht“, wo es doch aber nötig sei, die Mitte „zu bauen, zu erzeugen“. > Er ist noch nicht ganz trittsicher. DER HISTORIKER UND
CHRISTDEMOKRAT ANDREAS RÖDDER über Friedrich Merz als Kanzler Alle drei sind sich weitgehend einig, Merz sei noch nicht ganz angekommen in seinem neuen Amt. „Er ist noch nicht ganz
trittsicher“, sagt Rödder. Er habe den Schritt vom Oppositionsführer zum Kanzler noch nicht ganz gemacht, sagt Lau, während Günther relativiert, die Kanzlerwahl liege ja erst drei Wochen
zurück und die Regierung müsse sich noch finden. Merz sei mitnichten ein Macho, sagt Lau, und verweist auf dessen selbstbewusste Ehefrau Charlotte Merz, die „sich die Butter nicht vom Brot
nehmen lässt“. Mit Blick auf viele Männer-dominierte Gremien in der Union sagt Lau, sie sei gar nicht sicher, ob dieses Defizit Merz, der doch einst die Frauenquote in der CDU durchgesetzt
habe, auffalle. Gelächter im Publikum, als Günther auf Nachfrage von Lau die Zusammensetzung der „Kaminrunde“, also der Bund-Länder-Koordination von CDU und CSU, erklärt: „18 Männer und
Markus Söder.“ Ein solcher Mangel an Diversität störe Merz „da einfach nicht“, sagt Lau, weil ihn etwas anderes politisch antreibe: Merz’ Politik beruhe auf seiner Gefahrenanalyse, wonach
Deutschland und Europa im Fadenkreuz der Autoritären stehe, von außen wie von innen, und nicht viel Zeit habe, resilient zu werden. Da stehe die Frauenfrage „weiter unten“, sagt Lau, um
sogleich daran zu erinnern, dass auch hier ein Zusammenhang bestehe: „Die USA machen den Anti-Feminismus zur Regierungspolitik, und dieser kalte Hauch kommt über den Atlantik geweht.“