
Nach antisemitischem plakat in campus-nähe: humboldt-universität weist „falsche darstellungen und pauschale vorwürfe“ zurück
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Die Urheber der antisemitischen Plakate sind weiterhin unbekannt. Der Staatsschutz des Landeskriminalamtes ermittelt in dem Fall. In der Kritik steht auch die Uni selbst. Vergangenen Freitag
brachten Unbekannte in Berlin-Mitte, gegenüber vom Campus der Humboldt-Universität (HU), antisemitische Plakate an, die gegen Juden und Israelis hetzten und ihnen drohen. Wegen der
unmittelbaren Nähe zur HU kursieren Vermutungen, die Aktion könne mit israelfeindlichen Protesten an Berliner Universitäten, jüngst an der HU, zusammenhängen. Das Präsidium weist in einem
Statement nun Falschbehauptungen und Vorwürfe gegenüber der Uni zurück, die in dem Kontext laut wurden. Man habe deswegen Nachrichten mit „hasserfüllten Untertönen“ bekommen. Die HU weist
darauf hin, die Plakate seien nicht in oder an Gebäuden der Universität aufgehängt worden. Dies sei aber „in einigen Medien und sozialen Netzwerken“ so behauptet worden. Zwei Plakate
entfernte die Polizei an der Geschwister-Scholl-Straße und an der Planckstraße, ein drittes gemeldetes konnte sie nicht mehr vorfinden. Der Staatsschutz des Landeskriminalamtes ermittelt in
dem Fall. Noch gebe es keinen neuen Erkenntnisse in dem Fall, teilte das Lagezentrum der Polizei dem Tagesspiegel mit. Man gehe davon aus, teilt das HU-Präsidium mit, „dass diese Orte
bewusst gewählt wurden – mit dem Ziel, jüdische Studierende und Mitarbeitende einzuschüchtern und das Ansehen der Humboldt-Universität zu beschädigen“. Nach Bekanntwerden der Plakate hatte
das Präsidium diese umgehend verurteilt und sich erschüttert über die antisemitischen Morde in Washington gezeigt. Es bat darum, das Motiv nicht weiter zu verbreiten. Der Deutsch-Israeli
Lischinsky war vergangene Woche zusammen mit seiner Partnerin Sarah Milgram von einem Mann aus Chicago erschossen worden. Das Paar arbeitete für die israelische Botschaft in Washington.
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unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können. „HASSERFÜLLTE UNTERTÖNE“ IN ZUSCHRIFTEN AN DIE HU Nach eigenen Angaben erhielt die HU seit
letztem Freitag wegen zahlreicher Reaktionen auf die Plakate in Campus-Nähe, in denen „Wut, Empörung und Fassungslosigkeit angesichts dieses antisemitischen Terrors“ ausgedrückt wird. Viele
Zuschriften enthielten leider „falsche Darstellungen, pauschale Vorwürfe und hasserfüllte Untertöne“, so das Präsidium weiter. Dass diese auch von Politiker:innen und prominenten
Persönlichkeiten stammten, sei „besonders bedrückend“. Namen nennt die HU nicht. Ein prominenter Kommentator in der Sache ist Ron Prosor, der Botschafter von Israel. Er teilte am Freitag ein
Bild des Hass-Plakats in den sozialen Medien mit einem kurzen Text. Er scheint davon auszugehen, die Plakate seien von HU-Angehörigen aufgehängt worden. Die Urheber werden jedoch noch
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unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können. Ein offenbar sarkastisch gemeinter Satz Prosors unterstellt, rhetorisch
zugespitzt, den deutschen Universitäten und speziell der Humboldt-Uni, Öffentlichkeitsarbeit für die Hamas zu betreiben („Lucky Hamas — who needs propaganda when you’ve got German
universities doing the PR for you? But Humboldt just outdid them all.“) PAUSCHALVERURTEILUNG DER DEUTSCHEN UNIS Es sei ein „neuer akademischer Tiefpunkt erreicht“, so der Botschafter weiter.
Ein Folgesatz in dem Post zudem als Suggestion gelesen werden, HU-Angestellte kollaborierten mit der Hamas. „Wenn Terror eine Festanstellung (_im Original: „tenure“, Anm. d. Red._) bekommt,
nennen Sie es nicht Bildung. Nennen Sie es Zusammenarbeit.“ Als „Tenure Track“ bezeichnet man in der Wissenschaft Nachwuchs-Stellen mit der Perspektive, eine Professur auf Lebenszeit zu
erlangen. Das aktuelle HU-Statement liest sich vor diesem Hintergrund als Bitte an die Öffentlichkeit, Solidarität zu zeigen anstelle weiter zu spalten: „Nur wenige Stimmen erkennen das
Engagement der HU im Kampf gegen Antisemitismus an und sprechen uns Mut zu.“ Auch verteidigt das Präsidium seine Bemühungen hierzu und zählt eine Reihe von Maßnahmen auf. Die
HU-Antisemitismusbeauftragte hat großen Rückhalt an der Universität. Zu ihren Maßnahmen zählen gezielte Interventionen in HU-Kurse, um über Antisemitismus und jüdisches Leben aufzuklären.
Man fühle sich mit ihr „sehr sicher“, sagte die Vizepräsidentin der Jüdischen Studierendenunion (JSUD) dem Tagesspiegel noch vor einigen Wochen. Antisemitismus sei ein
„gesamtgesellschaftliches Problem, das auch Universitäten betrifft“, schreibt die HU. Er sei an Universitäten weniger verbreitet als in der Gesamtbevölkerung. Zu diesem Schluss kommt
tatsächlich eine aktuelle Studie der Universität Konstanz im Auftrag des Bundesforschungsministeriums. Verbände wie der JSUD weisen indes seit dem 7. Oktober wiederholt auf Angst und
Ausgrenzung jüdischer Hochschulangehöriger hin und drängen Leitungen, ihre Sorgen und Forderungen ernst zu nehmen. Aktivist:innen rückten „durch gewaltverherrlichende und israelfeindliche
Proteste, Parolen und Sachbeschädigungen“ gerade Berliner Unis in den Fokus, um Aufmerksamkeit zu erlangen, so das HU-Präsidium weiter. „Wir werden mit allen uns zur Verfügung stehenden
Mitteln gegen jede Form von Einschüchterung, Hass oder politischer Instrumentalisierung vorgehen – innerhalb und außerhalb unserer Universitätsgebäude“. Die HU lasse sich nicht vereinnahmen.
Im April hatten israelfeindliche Extremisten aus der Berliner Palästina-Szene einen HU-Hörsaal besetzt und verwüstet. Weil dort ebenfalls antisemitische Sprüche und Hamas-Dreiecke an die
Wände gesprüht wurden, kann man Parallelen zum Lob der Gewalt gegen Juden sehen, das die Plakate nahe der HU transportierten. Mit dem roten Dreieck markiert die Terrororganisation ihre
Feinde. Auf dem Plakat, das den Mord an Lischinsky zelebriert, ist ein Foto von ihm mit solchen Dreiecken und dem Slogan „Make Zionists Afraid“ versehen.