Wärme sehen statt nur zu fühlen: spezielle kontaktlinsen machen infrarotstrahlen sichtbar

Wärme sehen statt nur zu fühlen: spezielle kontaktlinsen machen infrarotstrahlen sichtbar


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Forschende haben Linsen entwickelt, mit denen Menschen Wärmestrahlung wahrnehmen können – sogar mit geschlossenen Augen. Noch hat die Sache allerdings einen Haken. Von Stefan Parsch Neu


entwickelte Kontaktlinsen wandeln Infrarotstrahlung in Licht um und machen sie so für Menschen sichtbar. Die verschiedenen Wellenlängen der Infrarotstrahlen werden in verschiedene Farben


überführt, wie das Entwicklerteam im Fachjournal „Cell“ berichtet. Die Infrarotstrahlung wird demnach auch bei geschlossenen Augen wahrgenommen, weil sie die Augenlider durchdringen kann.


Zur Infraroterkennung bereits eingesetzte Hilfsmittel wie Nachtsichtgeräte und Infrarotlicht-Konverter benötigen meist Energiezufuhr und könnten Infrarotinformationen in der Regel nicht über


mehrere Spektren hinweg unterscheiden, erläutert das Team um Yuqian Ma und Tian Xue von der University of Science and Technology of China in Hefei. Die Forschenden verwendeten die


sogenannte Photonen-Hochkonversion, bei der energieärmere elektromagnetische Wellen, wie es Infrarotstrahlen sind, in energiereichere Wellen wie Licht umgewandelt werden. Damit können die


drei Farbrezeptoren im menschlichen Auge für Rot, Grün und Blau angeregt werden. NANOPARTIKEL FÜR DEN INFRAROT-BLICK Die Forscher erreichten die Umwandlung durch die Zugabe winziger Partikel


verschiedener Materialien in der Größenordnung von Nanometern (Millionstel Millimetern). Schwierig sei es gewesen, genügend Nanopartikel im Kontaktlinsen-Kunststoff unterzubringen, ohne die


Durchsichtigkeit des Materials zu stark einzuschränken, hieß es. Letztlich wurden sieben Prozent Partikel eingebettet, die für die meisten Wellenlängen eine Transparenz von mehr als 90


Prozent behielten. Empfohlener redaktioneller Inhalt An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen


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Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können. Die Wissenschaftler testeten ihre Kontaktlinsen zunächst an Mäusen und


konnten nachweisen, dass die Tiere Infrarotstrahlung wahrnahmen. Beispielsweise mieden sie eine infrarot beleuchtete Box, in der ihnen ein leichter Elektroschlag drohte. Mäuse, die keine


Kontaktlinsen trugen, suchten die Box genauso oft auf wie andere Boxen. AUGENLIDER HALTEN INFRAROTSTRAHLUNG NICHT AB Schließlich testeten die Forscher die Kontaktlinsen auch an Menschen, die


dadurch Infrarot sowohl im Dunkeln als auch im Hellen wahrnehmen konnten. Während im Hellen beim Schließen der Augen die Empfindlichkeit gegenüber sichtbarem Licht um den Faktor 200 abnahm,


blieb die Empfindlichkeit gegenüber Infrarotstrahlung nahezu unverändert. „Es war zweifellos ein aufregender Moment, Menschen mit Kontaktlinsen dabei zuzusehen, wie sie Infrarotblitze sehen


konnten“, sagte Yuqian Ma dem Fachmagazin „Nature“. Menschen können damit nun ohne weitere Hilfsmittel wahrnehmen, was im Tierreich bestimmten Reptilien, Amphibien, Insekten und Fischen


vorbehalten ist. So können manche Schlangen wie die Klapperschlange in völliger Dunkelheit auf die Jagd gehen, weil sie die Wärmestrahlung ihrer Beutetiere im Infraroten mit ihren


Grubenorganen oder Labialgruben wahrnehmen können. Auch blutsaugende Insekten finden Wirtstiere durch infrarote Wärmestrahlung. BISHER IST DER BLICK UNSCHARF Die Forschenden schränken ein,


dass eine sehr feine Bildwahrnehmung mit den Kontaktlinsen nicht möglich ist: Die Streuung des Lichts durch die Nanopartikel führe zu einem unscharfen Bild. Sie hoffen darauf, dass mit


weiteren Verbesserungen eine Verwendung etwa bei schlechten Sichtverhältnissen durch Nebel oder Staub oder die Integration in Geräte für Rettungs- und Notfalleinsätze integriert möglich


werden. _(dpa)_