
Lungenkrebs: jeder zweite wird von neuen therapien profitieren
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Oft verstreichen zwischen der Diagnose Lungenkrebs und dem Tod nur wenige Monate. Doch die Prognose für den gefährlichsten Krebs ändert sich. Neue Methoden identifizieren das Genom des
Tumors, decken auf, wo er verletzlich ist, und darauf abgestimmte Medikamente greifen gezielt an. Lungenkrebs gilt als besonders gefährlich, weil die Heilungsaussichten sehr schlecht sind:
Die Fünf-Jahres-Überlebensrate von Frauen beträgt 21 Prozent, von Männern sogar nur 16. „Im Vergleich zu Brustkrebs oder Dickdarmkrebs ist Lungenkrebs der tödlichste“, stellt Christian Grohé
fest, Chefarzt der Klinik für Pneumologie der Evangelischen Lungenklinik Berlin. „70 Prozent der Patienten werden zum Zeitpunkt der Diagnose nicht mehr heilbar sein“, berichtet der
Fachexperte für Lunge der Deutschen Krebsgesellschaft. ANZEIGE LUNGENKREBS-SCREENING HAT BEWIESENE VORTEILE Warum Lungenkrebs so tödlich ist, hat zwei Gründe: 1. Die Symptome treten erst
sehr spät auf, das sind etwa Bluthusten und schwere Luftnot. Die Lunge hat wenig Schmerzfasern, so dass auch ein fortgeschrittener Tumor oft nicht weh tut. Das ist besonders tückisch und
deshalb wird Lungenkrebs oft erst im Spätstadium diagnostiziert. 2. Früherkennung per Lungenscreening ist jedoch (noch) keine Kassenleistung. ANZEIGE Der Nutzen eines Lungenkrebs-Screenings,
ähnlich wie es das bei Darm- oder Brustkrebs gibt, war lange umstritten. „Eine Studie, die Nelson Trial, konnte jedoch klarstellen, dass Patienten (über 55 Jahre und ehemaliger oder aktiver
Zigarettenkonsum) von einem jährlichen Screening profitieren können“, berichtet Grohé. Die wissenschaftliche Grundlage ist also gegeben. MEHR AUS DEM BEREICH RATGEBER GESUNDHEIT Mann in
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angelegtes Lungenkrebsscreening-Programm bräuchte Deutschland noch deutlich mehr spezialisierte und zertifizierte Lungenkrebszentren, die diese Untersuchung durchführen und die Ergebnisse
analysieren können. Außerdem sei ein Raucherentwöhnungsprogramm des Patienten Voraussetzung dafür, dass die Krankenkassen die Kosten der Untersuchung übernehmen können. Denn viele dieser
Betroffenen seien noch aktive Raucher, ergänzt der Experte. ANZEIGE DREI GUTE NACHRICHTEN BEI LUNGENKREBS Früherkennung als Kassenleistung gibt es zwar noch nicht. Trotzdem gibt es positive
Entwicklungen für die 55.000 Patienten, die pro Jahr in Deutschland die Diagnose Lungenkrebs erhalten: 1. Der Erkenntniszuwachs in der Genetik und Immunologie des Lungenkrebses ist zur Zeit
enorm. 2. Die Molekulardiagnostik anhand einer detaillierten Genanalyse der Krebszellen sowie Immundiagnostik können die Tumorunterform weitgehend identifizieren und präziser therapieren
helfen. ANZEIGE 3. Basierend auf diesen Ergebnissen werden moderne Medikamente eingesetzt, entweder als Tablette verabreicht oder als Antikörpertherapie per Injektion. „Damit können wir
viele der zur Zeit nicht heilbaren Patienten in ein sehr gut kontrollierbares Stadium mit sehr guter Lebensqualität überführen, das ist äußerst erfreulich“, sagt der Lungenkrebsspezialist.
ANZEIGE ZWEI NEUE THERAPIEFORMEN – ZIELGERICHTETE BEHANDLUNG UND IMMUNTHERAPIE Unter den neuen, zielgerichteten Therapien spielen vor allem Tyrosinkinasehemmer eine Rolle. „Diese Medikamente
eignen sich für Patienten, die einen Krebs haben, der über einen bestimmten Signalweg vermittelt wurde“, erklärt Christian Grohé. Dieser Signalweg lässt sich ganz spezifisch blockieren.
Klassisches Beispiel seien sogenannte EGFR-Mutationen (EGFR steht für epidermaler Wachstumsfaktor-Rezeptor). ANZEIGE Dabei sind schon mehrere Medikamente zugelassen, etwa Erlotinib,
Osimertinib und Afatinib. „Die Tabletten, die täglich eingenommen werden, sind sehr gut verträglich und zehn bis 15 Prozent unserer Patienten (mit der entsprechenden Mutation) profitieren
längerfristig davon“. IMMUNTHERAPIE MIT ANTIKÖRPERN Außerdem lässt sich das Immunsystem gezielt nutzen. Bekannt sind dabei etwa eine neue Generation von Medikamenten, die
Immun-Checkpoint-Inhibitoren. Sie hebeln Tarnstrategien der Krebszellen aus und machen damit den Tumor für das Immunsystem sichtbar und angreifbar. Diese neuen Antikörpertherapien können
alleine oder in Kombination mit Standardchemotherapien eingesetzt werden, in Abhängigkeit von dem Tumorsubtyp. ANZEIGE „Interessanterweise wirken diese besonders bei den Patienten, bei denen
die zielgerichtete Therapie nicht erfolgreich ist“, berichtet der Experte aus der Praxis. Die Therapie erfolgt ein- bis zweimal im Monat mittels einer Infusion. „30 Prozent der Patienten
profitieren von einer Checkpoint-Blockade langfristig“, berichtet der Lungenkrebsspezialist. ANZEIGE NEUE MEDIKAMENTE ALS MONOTHERAPIE ODER ZUSAMMEN MIT CHEMO Doch vielleicht könnten die
innovativen Medikamente die sonst oft belastende Chemotherapie ersetzen? Für manche Patienten eigne sich die Immuntherapie als Monotherapie, bei anderen würde sie mit der klassischen Chemo
kombiniert, sagt Christian Grohé. „Insgesamt profitieren die Patienten, weil die Immuntherapie wesentlich weniger Nebenwirkungen hat als die Chemo und neue Therapieoptionen eröffnet.“
ANZEIGE Artikelkarussell Krebs LUNGENKREBSPATIENTEN HABEN HEUTE BESSERE PROGNOSE Insgesamt sieht der Experte die Entwicklung für Patienten mit Lungenkarzinom positiv: „Früher war Lungenkrebs
eine schlecht heilbare Einheit und die Prognose war sehr schlecht. Mittlerweile hat sich das deutlich gebessert.“ Denn die Krebsmedizin kennt inzwischen eine Vielzahl unterschiedlicher
Formen des Lungenkarzinoms, die auf gezielte Behandlungen ansprechen. ANZEIGE Deshalb ist es wichtig: Vor Beginn jedweder Systemtherapie muss der Tumor molekularpathologisch getestet werden,
der Immunstatus festgestellt und die Therapie entsprechend geplant werden. Danach wählen Onkologen die passenden, neuen Medikamente aus, eventuell werden sie mit den klassischen
Chemotherapeutika kombiniert. ZUGANG FÜR ALLE ZU DEN NEUEN THERAPIEN Die Voraussetzung dafür, dass die neuen Therapien auch beim Patienten ankommen, sei unter anderem das nationale Netzwerk
Genomische Medizin nNGM, gefördert von der Deutschen Krebshilfe. Dieser Zusammenschluss von bisher universitären Krebszentren soll sicherstellen, dass flächendeckend jeder Patient Zugang zu
den neuen Diagnostika und Therapien hat. „Lungenkrebs ist dabei bereits führend“, sagt Christian Grohé. Patienten mit fortgeschrittenem Lungenkrebs sollen hier entsprechend Genanalyse und
Immunstatus unter der Vielfalt der neuen Medikamente das für sie passende, dazu die richtige Sequenz und Kombination finden können und nachhaltig von der besten Therapieoption profitieren.