
„drücken sie uns die daumen“: berlin sucht weiter abrissunternehmen für marode wuhlheide-brücke
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Betonklötze sollen verhindern, dass die Brücke an der Wuhlheide umkippt. Unterdessen führt der Senat Gespräche mit Abrissunternehmen. Der Bezirk steht vor einem Verkehrschaos. Die Berliner
Verkehrsverwaltung hat noch kein Unternehmen für den Abriss der Brücke an der Wuhlheide gefunden. Das sagte Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) am Mittwoch im Verkehrsausschuss des
Abgeordnetenhauses. Man sei mit diversen Firmen im Gespräch, ergänzte der zuständige Abteilungsleiter der Verkehrsverwaltung, Lutz Adam, Ziel sei eine Vereinbarung bis Sonnabend. „Ich hoffe,
wir kriegen eine. Drücken Sie uns die Daumen“, sagte Adam ganz offen. Die Schäden an der Brücke an der Wuhlheide in Köpenick sind so groß, dass am Montag kurzfristig der gesamte Verkehr
unterhalb des Bauwerks gestoppt wurde. Auch die parallel zur Brücke liegenden Spuren der Rummelsburger Straße sind nun gesperrt. Denn die Brücke droht nicht nur einzustürzen, sondern
seitlich umzukippen. Am Dienstag wurden provisorisch Betonklötzen unterhalb der Brücke aufgestapelt, die ein Wegkippen verhindern sollen. Vor zwei Wochen war bereits die Fahrt über die
Brücke gesperrt worden. Die Brücke wird nach dem Abriss nicht wieder neu aufgebaut. „Wir gehen nicht davon aus, dass es einen Neubau geben wird“, sagte Bonde. Denn nur 3400 Fahrzeuge fuhren
zuletzt täglich über die Brücke. Zum Vergleich auf der kürzlich abgerissenen Ringbahnbrücke an der A100 waren es über 200.000 pro Tag. Einen Zeitplan für den Abriss könne es erst geben, wenn
eine Firma beauftragt sei, hieß es. Adam nannte die Situation einen „Supergau“. Es ist eine der wichtigsten Kreuzungen der beiden Ortsteile Oberschöneweide (Köpenick) und Karlshorst
(Lichtenberg) komplett gesperrt, Köpenick steht vor einem mindestens mehrere Wochen dauernden Verkehrschaos. Es gebe große Probleme mit der Umfahrung, weil es keine geeigneten Strecken gebe,
sagte Adam. Zudem gebe es auf alternativen Strecken ebenfalls Baustellen. „Ärger“ gebe es auch mit Fußgängern und Radfahrern, die versuchen, die Sperren zu öffnen, um unter der Brücke auf
die andere Seite zu gelangen. Empfohlener redaktioneller Inhalt An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit
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das Bauwerk gleich drei konstruktive Mängel habe. Erstens sei der gleiche Spannstahl verbaut wie an der 2024 eingestürzten Carolabrücke in Dresden. Diesen rostenden Stahl gibt es an 72
Standorten in Berlin, betroffen sind deutlich mehr einzelne Bauwerke. So besteht der „Standort“ Mühlendamm in Mitte aus zwei einzelnen Brücken. Insgesamt ist Ostberlin stärker betroffen
durch den „Hennigsdorfer Spannstahl“. Im Westteil sei mit dem Sigma-Stahl ein ähnliches Produkt verwendet worden. Zweitens bröckele an der Wuhlheide der verwendete Beton, dies ist als
Betonkrebs bekannt. Laut Adam gibt es 13 Brücken in Ostberlin mit dieser „Alkali-Kieselsäure-Reaktion“ (AKR), vor allem an den großen Ausfallstraßen. Problem Nummer drei der Brücke an der
Wuhlheide sind die 1989 eingebauten sogenannten Koppelfugen. Durch diese dringt Wasser ins Bauwerk. Diese Konstruktion gilt mittlerweile als absolut unsicher. In Berlin gibt es zwölf
Standorte, darunter die Jochen-Tiburtius-Brücke in Steglitz und die Rohrdammbrücke im Zuge des Fürstenbrunner Weges in Spandau. Laut Verkehrsverwaltung sind 120 der 871 Berliner
Brückenstandorte abrissreif. Für die BVG ist die Sperrung der Brücke an der Wuhlheide eine Katastrophe. Denn es ist die einzige Verbindung zwischen dem Köpenicker Netz und dem restlichen
Berliner Netz unterbrochen. Köpenick ist nun eine Insel und auf der Insel gibt es keine Werkstatt, um Züge zu reparieren. Länger als vier oder fünf Wochen werde man nicht durchhalten können,
hatte BVG-Chef Henrik Falk am Montag gesagt. Die Zeit drängt also. Vordringlich sei, die Verbindung für die Straßenbahn wieder zu öffnen, hieß es am Mittwoch erneut. Der AfD-Abgeordnete
Rolf Wiedenhaupt bemängelte im Ausschuss, dass es keine Informationen gegeben habe: „Die Anwohner sind ins Chaos gelaufen.“ Diese Kritik wies Bonde zurück. Alle Anwohner seien am Dienstag
und Mittwoch mit Hauswurfsendungen über die Lage informiert worden. Der Fahrgastverband Igeb hat unterdessen kritisiert, dass der von der BVG gesperrte Abschnitt viel zu lang sei. Würde es
an der Haltestelle vor Brücke eine Weichenverbindung geben, könnte die Straßenbahnlinie M17 bis dorthin fahren. So sind zwei Kilometer Gleis gesperrt, zwischen den Haltestellen
Treskowallee/Ehrlichstraße sowie Wilhelminenhofstraße/Edisonstraße fahren keine Züge. Seit Dienstag gibt es einen Busersatzverkehr, der allerdings im Stau steht. Die M17 ist eine stark
genutzte Straßenbahn-Nord-Süd-Tangente, die Hohenschönhausen mit Friedrichsfelde, Karlshorst und Schöneweide verbindet. „Abermals zeigt sich, wie dringlich der Einbau von Weichenverbindungen
für ein resilientes Straßenbahnnetz ist“, teilte der Verband mit. Auch in Oberschöneweide gibt es kurz vor der vor dem Abriss stehenden Brücke eine Haltestelle, auch diese könnte angefahren
werden, wenn es einen Gleiswechsel gäbe. Der Fußweg wäre dann nur etwa 300 Meter lang.