
Innovationen, handel, binnenmarkt: warum afrika und europa eine strategische allianz eingehen sollten
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Afrikanische Staaten arbeiten immer intensiver zusammen. Wenn Europa dieses Potenzial erkennt und nutzt, wäre das zum Nutzen aller. Ein Plädoyer für mehr Gemeinsamkeit. Ein Gastbeitrag von
Veronica M Nduva Stellen Sie sich vor, es finden sich einige Länder zusammen und gründen eine Wirtschafts- und Wertegemeinschaft. Sie schaffen dabei einen gemeinsamen Binnenmarkt und eine
Zollunion. Verabreden sich, künftig ihre Außen- und Sicherheitspolitik besser abzustimmen, Bildungsabschlüsse anzuerkennen, das Reisen für ihre Bürgerinnen und Bürger zu erleichtern und in
absehbarer Zeit eine gemeinsame Währung einzuführen. Dabei setzen diese Staaten auf das, was sie eint: ihre gemeinsame Geschichte, Werte und Kultur. Nach nur wenigen Jahren entwickelt sich
der Binnenmarkt zum Wachstumsmotor; die Gemeinschaft entwickelt sich dadurch zu einer der dynamischsten und an den schnellsten wachsenden Regionen der Welt. Wenn Sie bei dieser
Erfolgsgeschichte an die EU denken, wäre das naheliegend. Doch gemeint ist die East African Community (EAC), eine Gemeinschaft von derzeit acht Partnerländern mit etwa 330 Millionen
Einwohnern, die sich vor 25 Jahren gegründet hat und deren Außengrenze vom Indischen Ozean im Osten bis zum Atlantik im Westen reicht. Die EAC steht für ein neues Afrika. Ein Afrika, das die
höchsten Wirtschaftswachstumsraten der Welt erzielt; ein Afrika, in dem die Bürger regelmäßig digitale Zahlungssysteme nutzen: Und ein Afrika, in dem Friedens- und Sicherheitsprobleme
mithilfe afrikanischer Lösungen bewältigt werden. Ein Afrika also, das immer enger zusammenarbeitet und damit viel mit der europäischen Idee gemein hat. Doch trotz der vielen Parallelen
schöpfen wir das Potenzial unserer Zusammenarbeit nicht aus. So verzeichnen die Partnerländer der EAC zwar steigende ausländische Direktinvestitionen von zuletzt mehr als zehn Milliarden
US-Dollar im Jahr, doch diese kommen mehrheitlich aus Asien oder dem arabischen Raum. EUROPA HINKT HINTERHER Europa nimmt nur einen Platz im oberen, nicht jedoch im Spitzenbereich ein.
Ähnlich sieht es bei den Handelsbilanzen aus. Mit etwa 7,7 Milliarden Dollar liegt die EU nur auf vierten Platz, hinter China, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Indien. Das wachsende
Interesse an Afrika kommt dabei nicht von ungefähr. Traditionelle Handelsbeziehungen werden durch Forderungen nach faireren Handelsbeziehungen und neuen Zollpolitiken infrage gestellt. Wir
erleben deshalb ein Momentum in unseren Beziehungen. Eine Möglichkeit für beide Seiten, bestehende Handelsbeziehungen zu diversifizieren und Abhängigkeiten zu verringern. > Die
geopolitische Lage hat Ostafrika quasi auf der Mittellinie > zwischen West und Ost positioniert. VERONICA M. NDUVA, Generalsekretärin der Ostafrikanischen Gemeinschaft Doch dieses
Momentum muss man gestalten (wollen). Zum Beispiel, in dem wir unsere Partnerschaft auf eine neue Ebene stellen und als strategische Allianz verstehen. Damit eine solche neue Partnerschaft
erfolgreich sein kann, müssen Europa und Afrika gemeinsam Lösungen entwickeln. Die geopolitische Lage hat dabei Ostafrika quasi auf der Mittellinie zwischen West und Ost positioniert.
AFRIKANISCHEN PERSPEKTIVEN UND INNOVATIONEN Uns verbinden mit Europa viele gemeinsame Anliegen. Doch das allein reicht nicht aus. Uns muss der Nachweis gelingen, dass der Weg der Demokratie
und Rechtsstaatlichkeit auch ein wirtschaftlich erfolgreicher Weg für die Bürgerinnen und Bürger in unseren Ländern ist. Dazu gehört zum Beispiel ein faires Freihandelsabkommen, respektive
ein Wirtschaftsabkommen mit der EU, das ostafrikanischen Unternehmen und Produkten einen echten Zugang zu den europäischen Märkten ermöglicht, aber eben auch einen ausreichend geschützten
Raum für die Entwicklung junger afrikanischer Industrien bereitstellt. > Wer weiß schon, dass Telekommunikationsunternehmen aus Kenia und > Tansania zu den wertvollsten Unternehmen
Afrikas gehören? VERONICA M. NDUVA, Generalsekretärin der Ostafrikanischen Gemeinschaft Gerade im Bereich der Digitalisierung, der erneuerbaren Energien oder bei künstlicher Intelligenz
würden europäische Partner von afrikanischen Perspektiven und Innovationen profitieren. JUNGE TALENTE UND DIE GRÖSSE DES MARKTS VERBINDEN Wer weiß schon, dass Telekommunikationsunternehmen
aus Kenia und Tansania zu den wertvollsten Unternehmen Afrikas gehören? Oder, dass eine weibliche CEO dieser Unternehmen schon vor Jahren den Deutschen Afrika-Preis als „Pionierin der
Digitalen Revolution“ erhalten hat? Gerade die ostafrikanische Tech-Branche profitiert von der Jugendlichkeit unserer Gesellschaften, ihrer Innovationskraft und ihrer Fähigkeit,
benutzerfreundliche Lösungen zu entwickeln. Deshalb: Dies ist der Moment für eine tiefergehende Zusammenarbeit. Wir sollten ihn nutzen. Lassen Sie uns die Investitionskraft und Technologie
Europas mit den jungen Talenten und der Marktgröße Ostafrikas verbinden. Das gibt uns die Möglichkeit, gemeinsames Wissen aufzubauen und die Zukunft zu gestalten. Lassen Sie uns an einem
Fundament für eine lange Partnerschaft arbeiten.