Atomstreit: verwirrung um neue nordkoreanische provokation

Atomstreit: verwirrung um neue nordkoreanische provokation


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Pjöngjang - Angesichts des seit Monaten schwelenden Atomstreits mit den USA gilt die gestern über die staatliche Nachrichtenagentur KCNA verbreitete Erklärung als Provokation.


US-Regierungsvertreter schlossen allerdings nicht aus, dass die in Englisch abgefasste Erklärung durch einen Übersetzungsfehler an Brisanz gewonnen habe. KCNA meldete unter Berufung auf


einen Sprecher des nordkoreanischen Außenministeriums, das kommunistische Land sei dabei, mehr als 8000 abgebrannte Brennstäbe erfolgreich wieder aufzubereiten. Man sei bereits in der


"Endphase". "Der Irak-Krieg lehrt, dass es erforderlich ist, über eine schlagkräftige Abwehrwaffe zu verfügen, um einen Krieg zu verhindern und um die Sicherheit und


Souveränität eines Landes zu verteidigen", heißt es in der Meldung weiter. Die US-Regierung ließ unterdessen eine in den nordkoreanischen Medien verbreitete Erklärung übersetzen, in der


es heißt, das Land sei erst kurz davor, rund 8000 abgebrannte Brennstäbe wieder aufzubreiten. Die USA hatten Nordkorea mehrfach vor einem Beginn der Wiederaufarbeitung gewarnt. Im Oktober


vergangenen Jahres hatten die USA erklärt, Nordkorea habe zugegeben, entgegen internationalen Verträgen weiter an einem Atomwaffenprogramm zu arbeiten. Diese Darstellung war von Nordkorea


zurückgewiesen worden. In der Folge kündigte Nordkorea den Atomwaffensperrvertrag und wies die Inspektoren der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) aus. Diplomaten und Analysten zeigten


sich verwundert über die Formulierung der Stellungnahme des kommunistischen Landes, das bisher nie die Wiederaufarbeitung von Atombrennstäben öffentlich bekannt gegeben habe. Außerdem sei


es nicht klar, wann und vor wem die Erklärung abgegeben wurde. Ein Sprecher des US-Außenministeriums sagte: "Offen gesagt ist es nicht eindeutig klar, was die Stellungnahme


bedeutet." Es gebe bei der Formulierung zum Stand der Wiederaufarbeitung Unklarheiten in der Sprache. Unterdessen schlossen US-Regierungskreise nicht aus, dass die USA die für die


kommende Woche geplanten Beratungen mit Nordkorea in Peking platzen lassen könnten. "Ob die Gespräche vorangehen, ist nicht entschieden. Es gibt ernsthafte Erwägungen, sie


abzusagen", sagte ein Regierungs-Vertreter, der nicht genannt werden wollte. Präsident George W. Bush ließ über seine Sprecherin erklären, sobald die Faktenlage geklärt und die


Verbündeten konsultiert seien, werde man über das weitere Vorgehen entscheiden. Das in Peking geplante Treffen gilt als erster möglicher Schritt für eine Beendigung des monatelangen Streits


um das Atomprogramm Nordkoreas. Südkorea sprach sich dafür aus, die Gespräche nicht platzen zu lassen. Nordkorea schlug dem südlichen Nachbarn unterdessen Gespräche auf Ministerebene vor,


die vom 27. bis 29. April in Pjöngjang stattfinden sollen. Innerkoreanische Gespräche auf Kabinettsebene waren ursprünglich für Anfang April geplant gewesen, jedoch wegen der südkoreanischen


Unterstützung des US-geführten Krieges in Irak von der Regierung in Pjöngjang abgesagt worden.