
Mittelmeer: flüchtlinge wurden unter deck eingesperrt
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junge Mann aus Bangladesch hatte Glück im Unglück. Er hat das Schiffsunglück im Mittelmeer überlebt, als einer von nur 28 Flüchtlingen. Per Hubschrauber ist er in ein Krankenhaus nach
Catania auf Sizilien gebracht worden. Dort schilderte er den italienischen Behörden Details des Dramas. Das Boot sei in einem Hafen 50 Kilometer von der libyschen Hauptstadt Tripolis
entfernt gestartet. Nach seinen Angaben seien insgesamt 950 Menschen an Bord gewesen, darunter 200 Frauen und etwa 50 Kinder. Bislang waren die Rettungskräfte von etwa 650 bis 700 Menschen
an Bord ausgegangen. Das Boot sei völlig überfüllt gewesen, sagte der Mann, dessen Identität die italienischen Behörden nicht preisgeben wollten. Viele Menschen seien unter Deck eingesperrt
worden. Dort hätten die Schlepper jene hingesteckt, die sich einen Platz an Deck nicht leisten konnten. Sie hatten keine Chance zu überleben. Wahrscheinlich bekamen sie nicht einmal genau
mit, was passierte. Der Kutter hatte am Samstag gegen 23.30 Uhr ein Notsignal abgesetzt. Das portugiesische Handelsschiff "King Jacob" wollte dem Boot zu Hilfe kommen. Als sich die
Portugiesen dem Schiff näherten, rannten die Flüchtlinge an Deck offenbar alle auf eine Seite, um schnell gerettet zu werden. Das Flüchtlingsboot bekam Schlagseite und kippte um. Offenbar
sank es binnen Minuten, noch bevor die "King Jacob" Rettungsboote zu Wasser lassen konnte. Nach Angaben von Antonino Iraso, General der italienischen Grenzpolizei, deutet das
darauf hin, dass sehr viele Menschen unter Deck eingesperrt gewesen sein müssen, deren Gewicht das Boot schnell nach unten drückte. Die See sei ruhig gewesen, das Wasser des Mittelmeers mit
17 Grad Celsius relativ warm. Eigentlich hätten gute Überlebenschancen für die Schiffbrüchigen bestanden. Doch seit 10 Uhr am Sonntagmorgen hätten die Rettungskräfte nur noch Ölspuren und
einzelne Trümmerteile auf dem Wasser gefunden, teilten die Rettungskräfte mit. Das Schiff ist offenbar mit Hunderten Leichen an Bord auf den Meeresgrund gesunken. syd