
Queraufsteiger: carola war lehramtsstudentin und macht heute eine ausbildung zur hebamme
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BEITRAG WURDE AM 07.03.2017 AUF BENTO.DE VERÖFFENTLICHT. WAS WOLLTEST DU WERDEN, ALS DU JÜNGER WARST? Ich wollte auf die BÜHNE. Singen, tanzen, SCHAUSPIELERN. Nach dem Abi habe ich mich bei
mehreren Musical-Schulen beworben, bei einer kam ich auch in die Endrunde. Aber für einen Platz reichte es nie, das war einfach zu schwierig. Ich habe aber nebenbei noch lange im VARIETÉ
getanzt und gesungen. QUERAUFSTIEG Irgendwann kommt sie, die Frage, bei manchen früher, bei anderen später, manche haben regelrecht Angst vor ihr: "Was willst du später mal
werden?" Es fällt schwer, das zu beantworten. Und wer eine Antwort gefunden hat, bereut sie manchmal hinterher. Weil der Arbeitsalltag in der Realität doch ganz anders aussieht. Und
dann? IN DIESER REIHE STELLEN WIR MENSCHEN VOR, DIE SICH BERUFLICH UMENTSCHIEDEN HABEN. Die sich getraut haben, noch mal von vorne anzufangen. WAS HAST DU GELERNT? Nachdem es nicht klappte
mit den Musicalschulen, begann ich ein STUDIUM. GRUNDSCHULLEHRAMT in Freiburg, Deutsch, Bio und Geografie. MIT 21 WURDE ICH SCHWANGER von meinem damaligen Freund. Direkt im ersten Semester.
Ich dachte: Das Studium ist gerade jetzt richtig, ich muss beruflich was SOLIDES machen, irgendwas, was auch später KOMPATIBEL sein wird mit dem Familienleben. Ganze neun Semester studierte
ich. DABEI MERKTE ICH EIGENTLICH VON ANFANG AN, DASS ES MIR KEINEN SPASS MACHT. Das Studium war EXTREM THEORETISCH, es gab wenig Bezüge zur Praxis, die Fächerkombination stellte sich als
trocken heraus. Während ich studierte, war ich ständig UNENTSPANNT, hatte immer im Hinterkopf, was ich alles noch für die Uni machen muss. Es nervte mich total, dass ich NICHT DAHINTERSTAND.
Und dann, völlig unerwartet, wurde ich Mitte 2014 mit 24 wieder schwanger. Von meinem neuen Freund, mit dem ich bis heute zusammen bin. WARUM HAST DU DICH ENTSCHIEDEN, ETWAS ANDERES ZU
MACHEN? An der Uni sagte man mir kurz danach, dass ich schon zu viel Zeit im Grundstudium verbracht hätte: Während ich studierte, wurde zweimal die Prüfungsordnung geändert – HÄTTE ICH
WEITERMACHEN WOLLEN, HÄTTE ICH ALSO VON VORN BEGINNEN MÜSSEN. Die Uni kam mir zwar sehr entgegen, aber für mich war klar: Ich beginne niemals noch mal, ICH BRECHE AB. Die Entscheidung war
wie ein BEFREIUNGSSCHLAG für mich. RAUS AUS DEM STUDIUM, DAS MICH NIE ERFÜLLTE. Stattdessen bewarb ich mich an einer Hebammenschule. Denn während wir unsere erste Tochter großzogen und ich
mit dem zweiten Kind schwanger war, wurde mir mehr und mehr bewusst, wie wichtig es ist, dass WERDENDE FAMILIEN BETREUT WERDEN. DU BIST AUCH EIN QUERAUFSTEIGER? Du hast einen Knick im
Lebenslauf – und bist stolz darauf? Du hast dich noch mal beruflich umentschieden und machst etwas ganz anderes, als ursprünglich gedacht? Dann melde dich gern bei uns . HEBAMMEN setzen sich
intensiv mit dem neuen Leben auseinander, sie gehen zu Menschen nach Hause, tauchen ins Familienleben ein, UNTERSTÜTZEN UND BERATEN. Außerdem erkennen sie rechtzeitig, wenn in der
Entwicklung des Wochenbetts oder des Neugeborenen etwas nicht richtig läuft. Anfangs hatte ich GEWISSENSBISSE, weil die Ausbildung viel Zeit in Anspruch nimmt. Ich bin 38 Stunden pro Woche
im Krankenhaus, habe auch Nachtdienste und zwischendurch Schulunterricht. Die Ausbildung dauert drei Jahre, mit dem ersten bin ich fertig. MEIN FREUND UNTERSTÜTZT MICH, UND AUCH MEINE
FAMILIE STEHT HINTER MIR. Auch, wenn ich mir manchmal anhören muss, wie schwierig die Situation für Hebammen gerade ist. Das ist sie – aber die Frauen werden ja trotzdem gebraucht. NOCH MEHR
QUERAUFSTEIGER? ALLE GESCHICHTEN ZUM KLICKEN: Fotostrecke Queraufsteiger: Alle Texte WOHER WUSSTEST DU, WAS DU WOLLTEST? ICH BIN EIN SEHR POSITIVER MENSCH, lache viel und gehe total offen
auf andere zu. Wenn mal was schiefläuft, denke ich nie "OH GOTT, ICH SCHAFF DAS NICHT", sondern bin OPTIMISTISCH. Als mir klar wurde, dass ich Hebamme werden will, verfiel ich
nicht in PANIK. Ich hatte eher das Gefühl, dass diese Gedanken richtig Aufwind bekamen. Zwischen UNSICHERHEIT und UNGEWISSHEIT habe ich immer auf mich, auf diese Zuversicht, VERTRAUT. WAS
WAR DIE GRÖSSTE HÜRDE AUF DEINEM WEG? In einem Studium und damit in einem Leben FESTZUSTECKEN, von dem ich eigentlich wusste: Das ist nicht das Richtige. Die Kurve zu kriegen, sich das
einzugestehen, und sich ganz auf sich selbst zu verlassen – das klingt im Nachhinein einfach, war aber ein INNERLICHER KAMPF. WIE GEHT ES DIR HEUTE? Besser als je zuvor. Seit ich einen
Schlussstrich unter das Studium gezogen habe, bin ich viel entspannter. Ich bin WENIGER SCHNELL GENERVT, weil ich nie im Hinterkopf habe, dass ich noch irgendwas erledigen muss, auf das ich
eigentlich keine Lust habe. Ich habe zwar etwas weniger Zeit mit meinen Kindern, aber diese Zeit ist viel exklusiver. Und wenn ich jetzt lernen muss, dann ist das natürlich auch eine
Belastung – aber keine schlechte. DENN ICH MAG DIE INHALTE UND FREUE MICH AUF DEN JOB.