Anleger hoffen auf rendite des schotten-votums

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London/Frankfurt am Main - Das "Nein" der Schotten zur Unabhängigkeit von Großbritannien hat am Freitag auch am deutschen Aktienmarkt für Erleichterung gesorgt. Der Dax legte zur


Eröffnung 0,5 Prozent auf 9859 Punkte zu. Der Londoner Auswahlindex FTSE gewann 0,7 Prozent. Aktienhändler Jonathan Sudaria vom Brokerhaus Capital Spreads warnte aber vor überzogenen


Erwartungen an weitere Kursgewinne. Da sich ein Sieg der Unabhängigkeitsgegner in den Umfragen der vergangenen Tage bereits abgezeichnet habe, seien Gewinnmitnahmen zu erwarten. Die


Entwicklung des Pfund-Wechselkurses bestätigt diese Einschätzung. Nach Bekanntwerden des Scheiterns des Unabhängigkeitsreferendums legte die britische Währung kurzzeitig um 0,5 Prozent bis


auf 1,6473 Dollar zu, verlor dann aber ein wenig von den Anfangsgewinnen. Der Pfund-Kurs war bereits in den vergangenen Handelstagen deutlich gestiegen, nachdem jüngste Umfragen ein


Scheitern der Unabhängigkeitsbewegung angedeutet hatten. Zuvor war die britische Währung aber kräftig unter Druck geraten. Noch in der vergangenen Woche hatte das Pfund mit 1,6051 Dollar ein


Zehn-Monatstief erreicht. Die schottische Regierung wollte das Pfund im Fall einer Abspaltung behalten und strebte eine Währungsunion mit England an. London hatte dies jedoch kategorisch


ausgeschlossen. Kursgewinne werden am Freitag auch bei britischen Aktien erwartet, bei Blue Chips zeichneten sich Zuwächse von rund 1,2 Prozent ab. Dagegen sanken die Versicherungskosten für


starke Kursschwankungen des Pfund in der kommenden Woche. Mussten besorgte Investoren am Donnerstag noch knapp zwölf Prozent bezahlen, so waren es am Freitag nur noch knapp sechs Prozent.


An der Börse in Frankfurt rutschten Aktien von SAP gegen den Trend um 2,2 Prozent ab. Die gut acht Milliarden Euro schwere Übernahme des Spezialisten für Spesen-Abrechnungssoftware, Concur,


kam bei Anlegern nicht gut an. "Das ist ein teures Geschäft, das die Margen verwässern wird", sagte ein Börsianer. "GROSSES RISIKO FÜR BRITISCHES WACHSTUM FÄLLT WEG"


Insgesamt bleibt die Stimmung aber freundlich. "Das Votum mit 'Nein' beendet die riesige politische und ökonomische Unsicherheit einer Auflösung der 307 Jahre alten


Union", schrieben Analysten der Großbank HSBC am Freitag. "Ein großes Risiko für das britische Wachstum fällt weg." "Der Markt kann sich wieder den ökonomischen Themen


des weiterhin vereinigten Königreichs widmen", kommentierte Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann. Der Kurs des Euro zum Pfund werde wohl weiter sinken, da die Schere zwischen der


Geldpolitik der Bank of England und der Europäischen Zentralbank immer weiter auseinandergehe. Der Euro fiel auf ein Zwei-Jahrestief von 0,7811 Pfund. Börsianer gehen davon aus, dass die


britische Notenbank zum Jahreswechsel die Zinsen wieder anheben wird. Von den europäischen Währungshütern erwarten sie dagegen weitere Geldspritzen zur Ankurbelung der schwächelnden


Konjunktur in der Euro-Zone. Der Verbleib Schottlands im Vereinigten Königreich dürfte zusammen mit starken Vorgaben der US-Börsen auch dem Dax   zugutekommen. Händler erwarteten beim


deutschen Leitindex ein Plus von rund 0,7 Prozent. Die Ölpreise gaben am Morgen nur leicht nach. Ein Barrel der Nordseesorte Brent   zur Lieferung im November kostete 97,60 US-Dollar. Das


waren zehn Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass US-Rohöl der Marke WTI zur Auslieferung im Oktober fiel um 16 Cent auf 92,91 Dollar. Wegen der möglichen Auswirkungen einer


Unabhängigkeit auf den britischen Finanzmarkt, die Zukunft der EU und Nato sowie die Währungsfrage in Schottland war das Referendum auch in der Wirtschaft mit großer Aufmerksamkeit verfolgt


worden.